Schweden: Die nächste Generation der Stahlherstellung ist auf dem Weg

Schweden. Volvo will seine Autos in absehbarer Zukunft aus fossilfreiem Stahl bauen und ist deshalb eine Kooperation mit Stahlhersteller SSAB eingegangen. Scania setzt so sehr auf fossilfreien Stahl, dass  sein Geschäftsführer sogar an die Spitze eines neuen Stahlherstellers wechselt. In Nordschweden wird zurzeit massiv in die nächste Generation der Stahlherstellung investiert. Unklar ist noch, woher all der Strom kommen soll.

HYBRIT

HYBRIT-Pilotanlage in Luleå auf Svartön.

Das Pionierprojekt zur fossilfreien Stahlherstellung ist Hybrit (Hydrogen Breakthrough Ironmaking Technology). Dort erproben das Bergbauunternehmen LKAB, Stahlhersteller SSAB und Energieerzeuger Vattenfall gemeinsam ein alternatives Herstellungsprinzip ohne Kohle, um es erstmals auf industriellem Niveau anwenden zu können. Dabei soll Wasserstoff zur Reduktion eingesetzt werden, und die Verarbeitung soll schließlich in einem Elektro-Lichtbogenofen geschehen. Der Strom soll aus erneuerbaren Quellen kommen.

Hybrit: Demonstrationsanlage kommt nach Gällivare

Stahl

Stahlherstellung. Foto Karoliina Krook, SSAB

Im vergangenen Jahr wurde die Pilotanlage in Luleå eingeweiht. Der erste fossilfreie Eisenschwamm soll dort in diesem Jahr hergestellt werden. Nachbar SSAB kann dann daraus den ersten fossilfreien Stahl für Volvo produzieren. Direkt neben Hybrit und SSAB, im Svartöberget, wird außerdem die Modellanlage für die Wasserstofflagerung entstehen.

Während der Komplex in Luleå noch gar nicht komplett in Betrieb ist, wird schon weiter geplant: Die Demonstrationsanlage, also die nächste Vorstufe zur industriellen Produktion, soll bei Gällivare, in Vitåfors, gebaut werden. Das wurde vor kurzem bekannt gegeben. Luleå hatte diese auch gerne gehabt, aber Gällivare konnte mit der Nähe zu den Erzgruben und den großen Wasserkraftwerken punkten. Damit kommen voraussichtlich 150 bis 200 neue Arbeitsplätze nach Gällivare. 2030 soll dann die großindustrielle Anlage für die Eisenschwammproduktion gebaut werden.

Die Verwendung der neuen Technologie in den Hochöfen von SSAB würde den CO2-Ausstoss von Schweden um zehn Prozent und den von Finnland um sieben Prozent senken. Der Stahlhersteller hat Hochöfen in Luleå und Oxelösund in Schweden sowie in Raahe in Finnland.

Neuer Akteur H2 Green Steel geht nach Boden

Interesse am fossilfreien Stahl haben aber nicht nur die großen, traditionellen Akteure. Im Februar ging das Projekt H2 Green Steel mit seinen Plänen an die Öffentlichkeit. Ein Grundstück in Norra Svartbyn bei Boden ist bereits gesichert, nahe der Erzbahn, und damit auch zum Hafen in Luleå. Es gibt personelle Verknüpfungen zur Batteriefabrik Northvolt sowie zum Fahrzeughersteller Scania. Hybrit wird als Inspiration genannt und man sehe sich nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung, so ein Vertreter von H2 Green Steel zu SVT.

Zentral für diese Vorhaben ist Zugang zu fossilfreiem Strom – sehr viel fossilfreiem Strom. Davon hat Nordschweden zwar reichlich, vor allem dank der großen Wasserkraftwerke, zunehmend auch Wind. Doch die Umstellung der Stahlherstellung, noch ohne das Projekt bei Boden, würde bereits 15 Terawatt erfordern, ungefähr so viel, wie alle Wasserkraftwerke des Luleälv erzeugen.

Frühere Artikel zum Thema:

Der Luleälven und seine Wasserkraftwerke: Zwei Reisen auf den Spuren des Stroms

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