Kiruna: Diskussion um geplanten Geoengineering-Testflug

Kiruna (Schweden). Ein für Juni geplantes Experiment auf dem Raketenstartplatz Esrange in Kiruna stößt auf Widerstand von mehreren Seiten. Der Grund: Das Projekt Scopex der Universität Harvard forscht zu solarem Geoengineering. Zwar sollen in Kiruna zunächst keine Partikel frei gesetzt werden. Die Ergebnisse würden die Technologie aber voranbringen. Darüber berichtete SVT.

Ballonstart Esrange

Früherer Ballonstart in Esrange, Kiruna. Foto SSC

Scopex steht für Stratospheric Controlled Perturbation Experiment. Ziel ist es, die Aerosole zu erforschen, die für solares Geoengineering interessant sein könnten. Das Prinzip dahinter: Mit künstlich in die Stratosphäre eingebrachten Partikeln die Sonneneinstrahlung verringern, sodass es auf der Erde kühler wird. Vorbild sind Vulkanausbrüche. So soll die Erderwärmung durch den Klimawandel reduziert werden. Der Ansatz ist wegen der nicht überschaubaren Nebenwirkungen extrem umstritten. Im Rahmen einer UN-Erklärung zur Artenvielfalt haben 193 Staaten, darunter Schweden, ein Geoengineering-Moratorium unterschrieben.

Scopex ist ein Projekt von Forschern der Harvard-Universität in den USA. Im Zentrum steht ein Ballon mit einer Gondel, die von Motoren bewegt werden kann. Von dieser Gondel sollen in 20 Kilometern Höhe zum einen Partikel (Kalziumkarbonat) freigesetzt, zum anderen die Wirkung gemessen werden. Mit den Forschungsergebnissen sollen die Modellberechnungen für solares Geoengineering verbessert werden. In Kiruna ist im Sommer vorerst nun der Test der Ausrüstung geplant – noch ohne die Freisetzung von Partikeln. Doch die Ergebnisse würden einer Freisetzung den Weg bereiten. Scopex wartet aktuell noch auf die Genehmigung des beratenden Ausschusses in Harvard für das Experiment.

Protest gegen das Experiment – SSC noch nicht entschieden

Gegen den Testflug hat sich bereits Widerstand geformt: Wissenschaftler, Umweltschützer und der Samische Rat haben sich mit Protesten an die Regierung gewandt. Eigentümer der Swedish Space Corporation (SSC), dem Betreiber von Esrange, ist der schwedische Staat. SSC hat erklärt, man begrüße die Diskussion. Der Testflug werde nur durchgeführt, wenn er sich als rechtskonform und ethisch angemessen erweise. Dies werde noch geprüft. Man berate sich hierzu mit Wissenschaftlern und Fachbehörden. Es sei noch nicht entschieden, ob der Flug stattfinde oder nicht. Diese endgültige Entscheidung liege bei SSC.

Von Esrange aus starteten bisher Höhenraketen und Ballons. Es wird jedoch nun an einer neuen Rampe gearbeitet, von der aus stärkere Raketen Kleinsatelliten ins All bringen können.

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