Grönland. Die Grönländer wollen eine neue Regierung – das zeigten sie bei der Wahl. Das zukünftige Parlament wird sich deutlich vom früheren unterscheiden. Wahlsieger sind die sozialliberalen „Demokraatit“, die zuletzt nur mit drei Sitzen im Parlament vertreten waren. Die Demokraten haben nun zum ersten Mal in der Geschichte die Chance, den Premierminister zu stellen. Naleraq, jene Partei, die eine schnellere Unabhängigkeit will, hat ihre Prozentzahl verdoppelt. Die ehemaligen Regierungsparteien Inuit Ataqatigiit und Siumut erhielen deutlich weniger Stimmen als bei der Wahl 2021.

Grönland. Foto Thomas Christiansen
Die grönländischen Demokraten stehen einerseits für eine starke soziale Komponente und hatten für Verbesserungen im Gesundheitswesen geworben. Andererseits wollen sie private Initiativen belohnen, Steuern und Gebühren senken und Bürokratie abbauen. Letzteres wird auch oft mit „Methoden aus Dänemark“ verbunden, Grönland müsse seinen eigenen Weg dabei finden. Auch für die Demokraten ist die Selbstständigkeit des Landes ein Ziel, wenn auch nicht so vorrangig wie bei Naleraq. Die Demokraten dürften von der Unzufriedenheit mit den Regierungsparteien auf dem sozialen und/oder wirtschaftlichen Sektor profitiert haben, zum Beispiel mit der Fischereipolitik – und bei denen, die es mit der Selbstständigkeit nicht so eilig haben.
Naleraq wiederum dürfte die Wahl all jener gewesen sein, denen es mit der Selbstständigkeit nicht schnell genug gehen kann, und die sich vom Naleraq-Vorsitzenden Pele Broberg erhoffen, dass er das aktuelle Momentum zum Vorteil Grönlands ausnutzt.
„Zusammenhalt nötig – wir werden mit allen verhandeln“
Welche Regierungskonstellation sich daraus ergibt, ist aktuell nicht absehbar. „Grönland braucht nun, dass wir zusammenstehen, in einer Zeit mit großem Interesse von außen. Zusammenhalt ist jetzt nötig, wir werden mit allen verhandeln“, wird Demokraatit-Spitzenkandidat Jens-Frederik Nielsen bei KNR zitiert. Unter anderem will Nielsen zunächst die Hand zum zweiten Wahlsieger, Naleraq, ausstrecken.
Wahlergebnisse
- Demokraatit (sozialliberal) 29,9 %
- Naleraq (für schnelle Selbstständigkeit) 24,5 %
- Inuit Ataqatigiit (links) 21,4 %
- Siumut (sozialdemokratisch) 14,7 %
- Atassut (gegen Ablösung von Dänemark) 7,3 %
- Qulleq (neue Partei) 1,1 %
Quelle: valg.gl