Island: Tierschutz beim Walfang überhaupt möglich?

Island. Jeder vierte Wal, auf den vergangenes Jahr vor Island geschossen wurde, war danach nicht sofort tot, und es wurde ein zweites Mal geschossen. Das ergab eine Untersuchung der isländischen Lebensmittel- und Veterinäraufsicht zur Walfangsaison 2022, die nun veröffentlicht wurde. Dieser Bericht dürfte Einfluss darauf haben, ob, und wenn ja, wie, Walfang zukünftig auf Island genehmigt wird. Denn diese Saison ist die letzte mit der alten Walfang-Lizenz.

Wal 4 Harpunen Hard to port

Wal mit vier Harpunen – einer der Gründe, warum der Walfang nun stärker kontrolliert wird. Foto Hard to port

Schon länger ist Walfang auf Island umstritten – schon deswegen, weil es schlecht für das Image und den Tourismus ist. Doch nachdem die Organisation Hard to port im vergangenen Jahr Bilder von einem toten Wal mit vier Harpunen im Körper postete, reagierte das Fischereiministerium. Die Walfangschiffe wurden verpflichtet, Kontrolleure mitzunehmen, die auch filmten. Die Auswertung zeigte unter anderem, dass

  • nur 67 Prozent der geschossenen Finnwale gleich tot waren oder gleich das Bewusstsein verloren.
  • auf 24 Prozent wurde mehr als ein Mal geschossen, auf zwei davon sogar viel Mal.
  • Bei den Walen, die nicht sofort starben, trat der Tod im Durchschnitt erst nach 11,5 Minuten ein. In einem Fall dauerte es fünf Stunden.

Ist Walfang unter Tierschutzaspekten überhaupt möglich?

Das Fazit der Behörde ist, dass das Töten der Tiere aus der Tierschutzperspektive teilweise zu lange gedauert hat – langes Leiden soll vermieden werden.  Damit hätten die Walfänger aber keine Gesetze gebrochen, es seien die besten Methoden genutzt worden, die zurzeit möglich sind. Nun soll ein Expertengremium untersuchen, ob es überhaupt möglich ist, bei der Jagd auf Großwale Tierschutzgesetze einzuhalten. Wenn ja, sollen Mindestanforderungen dafür erlassen werden.

Letztes Jahr mit alter Lizenz

Die Saison 2023 ist die letzte, für die Walfänger Kristján Loftsson und die Hvalur hf noch eine gültige Lizenz haben. Danach dürfte das Thema auch politisch neu bewertet werden. Die konkreten Zahlen zur Walfang-Praxis könnten diese Diskussion durchaus beeinflussen.

Im vergangenen Jahr wurde in den Gewässern vor Island 148 Finnwale gefangen. Das Walfleisch wird hauptsächlich nach Japan verschifft.

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