Island. 200 Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes gleichzeitig an Land im Naturschutzgebiet Hornstrandir – das soll in Zukunft nicht mehr möglich sein. Die Umweltbehörde arbeitet an einem Katalog mit strengeren Regeln für das sensible Gebiet. Er wird voraussichtlich im Herbst in Kraft treten. Das berichtete RÚV.
Nicht zum ersten Mal ankerte vergangene Woche ein Kreuzfahrtschiff vor Islands nordwestlicher Spitze, den Hornstrandir. Keins von den großen, sondern der Typ Expeditionsschiff, der populär geworden ist auf Island. Sie können in kleineren Häfen oder Buchten anlegen und bieten mehr Gelegenheit, an Land zu gehen. Laut einer der Rangerin vor Ort kamen 150 bis 200 Touristen per Zodiac ans Ufer. Zurzeit ist das auch noch völlig legal, aber schon länger umstritten.
Zu den Hornstrandir gibt es keine Straße, und schon in den 1950er Jahren haben sich die letzten Bewohner in Gebiete mit besserer Infrastruktur aufgemacht. Ihre Nachkommen nutzen ihr Eigentum nur noch im Sommer. Und bereits seit 1975 sind die Hornstrandir Naturschutzgebiet. Hier ist der Polarfuchs zuhause, und unzählige Vögel. Die ursprüngliche Vegetation soll bewahrt werden, fremde Arten sind nicht willkommen. Die einzig erlaubte Fortbewegungsart ist zu Fuß. Die wenigen Wanderer, die sich in das abgelegene Gebiet wagen (auch sie müssen erst einmal mit dem Boot dorthin übersetzen), dürfen auf festgelegten Plätzen ihr Zelt aufschlagen.
Dass zunehmend Kreuzfahrtschiffe die Hornstrandir anlaufen und sich dann plötzlich viele Menschen auf einmal in dem sensiblen Gebiet mit wenig Infrastruktur aufhalten, sieht inzwischen auch die Umwelbehörde kritisch – insbesondere, wenn es viel geregnet hat, Pfade matschig werden und die Leute Umwege suchen. Dieses Problem gibt es auch an anderen Stellen, so musste im Frühjahr die beliebte Schlucht Fjaðrárgljúfur gesperrt werden, damit sich der Bodenbewuchs erholen konnte.
Bisher konnte die Behörde nur an die Veranstalter appellieren, die Gruppen klein zu halten. Doch mit dem neuen Betriebs- und Schutzplan, bisher noch ein Entwurf, soll sich das ändern. Mehr als 50 Personen auf einmal dürfen nicht von Bord gehen. In einzelnen Gegenden sind die Begrenzungen sogar noch strenger. Im Bergzug Miðfell dürfen Gruppen nicht größer als zehn Personen sein.
Mit Maßnahmen wie diesen wird auf Island versuchte, die Auswirkungen des gewachsenen Tourismus zu begrenzen. Nach Jahren ständigen Wachstums gehen die Besucherzahlen in einigen Bereichen aber schon wieder nach unten – dazu dürfte nicht zuletzt das Preisniveau beigetragen haben.