Mehr Flüssiggas aus Russlands Arktis unterwegs

Russland. Nun kommt noch mehr russisches Erdgas auf den Markt – aber nicht aus einer Pipeline, sondern als Flüssiggas (LNG). In Sabetta, Nordsibirien ist gerade die zweite Produktionsstraße der Flüssiggasanlage von Yamal LNG in Betrieb gegangen. Tanker mit Eisklasse bringen das verflüssigte Gas zu europäischen Häfen oder direkt über die Nordostpassage nach Asien. Darüber berichtete der Barents Observer.

Sabetta

Der Hafen Sabetta liegt auf der Halbinsel Yamal im Autonomen Bezirk Yamal-Nenetz

Der erste Tanker mit 170 000 Tonnen LNG aus der neuen Produktionsstraße der Yamal LNG fährt bereits an der norwegischen Küste entlang  nach Montoir, Frankreich.  Seit der Eröffnung im vergangenen Dezember sind laut Yamal LNG bereits 47 Tankladungen mit insgesamt 3,5 Millionen Tonnen Flüssiggas von Sabetta aus nach Ost und West verschifft worden. Das Gas stammt aus dem bereits in den 1970er Jahren entdeckten Feld Süd-Tambey (Южно-Тамбейское газовое месторождение). Die Ausbeutung ist ein multinationales Projekt: Hinter der Yamal LNG stehen die russische Firma Nowatek (50,1 Prozent), die französische Total (20 Prozent), China National Petroleum Corporation (20 Prozent) und der staatliche chinesische Silk Road Fund (9,9 Prozent).

Für das Projekt musste an den Ufern des Ob eine völlig neue Infrastruktur aus dem Boden gestampft werden. Die erste Ausbaustufe sollte bereits 5,5 Millionen Tonnen Flüssiggas bringen, mit der zweiten wächst die mögliche Produktion auf das Doppelte an. Die Partner zeigten sich stolz darauf, dass die zweite Produktionsstraße sogar schneller als vorgesehen fertiggestellt wurde. Laut High North News hat die Anlage bei der Verflüssigung des Gases auch von den niedrigen Umgebungstemperaturen im Winter profitiert. Eine dritte Stufe ist in Planung, aber auch ein zweites Projekt in der Region.

Flüssiggas-Tanker Christophe de Margerie

Christophe de Margerie. Foto Sovcomflot

Mit ihrer Investition in der Arktis setzen die Partner auch auf den Klimawandel: Je weniger Eis in der Nordostpassage, desto öfter können die Tanker die Ziele in Asien direkt anlaufen, was kürzer ist und enorm Kosten sparen würde. Denn dort sitzen die meisten Kunden. Zurzeit läuft noch viel über europäische Häfen, vor allem Rotterdam und Montoir. Dort wird das LNG von den teuren Eisklasse-Tankern umgeladen auf Schiffe, deren Betrieb günstiger ist, berichtet hellenicshippingnews.Die europäischen Häfen profitierten davon.

Vor einem Jahr, Anfang August 2017,  durchquerte bereits der erste speziell für das Yamal-Projekt gebaute russische Tanker Christophe de Margerie ohne Eisbrecher und in einer Rekordzeit von 19 Tagen von Hammerfest nach Südkorea. Für die eigentliche Nordostpassage benötigte das Schiff mit der höchsten Eisklasse für Handelschiffe nur 6,5 Tage. Zu anderen Jahreszeiten dauert es allerdings immer noch deutlich länger und birgt mehr Risiko – auch für die Umwelt.

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Flüssiggas auf der Nordostpassage – dank Klimawandel

 

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