Island: Fang 22 war Finnwal-Blauwal-Hybride

Island. Die Spekulationen um „Wal 22“ haben ein Ende: Der von Hvalur hf erlegte Großwal ist kein geschützter Blauwal, sondern ein Blauwal-Finnwal-Hybride. Dieses Ergebnis verkündete nun das isländische Meeresforschungsinstitut (Hafrannsóknastofnun) nach einer DNA-Analyse.

Wal

Der rätselhafte Wal. Foto hard to port

Vor  zwei Wochen brachten die Walfänger von Hvalur hf ein Tier an Land, das definitiv kein Finnwal war. Öffentlich bekannt wurde dies durch die Tierschutzorganisation hard to port, die das Geschehen an der Anlandestation in Hvalfjörður verfolgte. Es war der 22. Großwal dieser Saison. Hvalur hf darf vor Island offiziell 191 Finnwale fangen. Blauwale sind jedoch auch auf Island geschützt. Über Hybriden sagt das Gesetz gar nichts – sie sind äußerst selten, Wal 22 ist erst der fünfte seit 1983, von dem man weiß. Das Gesetz wird aktuell so interpretiert, dass es dann zugelassen ist, Hybriden zu jagen. Hvalur hf und sein Besitzer Kristján Loftsson haben also keine Strafe zu erwarten. Die Untersuchung ergab weiter, dass die Mutter des erlegten Tieres ein Blauwal war und der Vater ein Finnwal.

Loftsson sieht sich in Interviews mit isländischen Medien in seiner Einschätzung bestätigt. Er hat nun aber ein Vermarktungsproblem: Das Finnwal-Fleisch der diesjährigen Jagd wollte er nach Japan verkaufen. Sowohl Island als auch Japan haben aber das CITES-Abkommen unterzeichnet – Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora, auch als Washingtoner Artenschutzabkommen bekannt. Der Blauwal gehört zu den bedrohten Arten, und andere Behörden könnten bezüglich eines Hybriden anders urteilen als die isländische Justiz. Diese Frage thematisierte zuerst das isländische Radio Bylgjan.

Gegenüber Morgunblaðið sagte Loftsson, es gebe keine Pläne, das Hybrid-Walfleisch außer Landes zu verkaufen. Er hatte allerdings früher schon Probleme, sein Walfleisch loszuwerden, weshalb er die vergangenen zwei Jahre auch pausiert hat. Auf Island wird, wenn überhaupt, nur Minkwal gegessen. Nun gehen also auch schätzungsweise 50 Tonnen Hybrid-Fleisch erst einmal ins Kühlhaus.

Neue Diskussion um Walfang auf Island

Der Hybridwal hat das Thema Walfang auf der Insel erneut in die Diskussion gebracht. Islandsbloggen erinnert daran, dass die derzeitigen Fangquoten für Finn- und Minkwal sich auf eine Fünf-Jahres-Periode von 2013 bis 2018 bezogen. Die Auseinandersetzung darüber, wie es in dieser politisch aufgeladenen Frage weitergehen soll, könnte sogar die Regierung platzen lassen, meint Islandsbloggen. Denn die Links-Grünen um Premierministerin Katrín Jakobsdóttir wollen den Walfang beenden, die beiden Koalitionspartner aber nicht. Die Bevölkerung ist in dieser Frage gespalten.

Einfacher haben es die Organisationen, die vom Tourismus leben: Guide to Iceland, Islands größte Buchungsplattform, distanzierte sich in einem Video vom Walfang. Die Whale-Watching-Veranstalter sind ohnehin dagegen. Am 28. Juli ist eine Demonstration gegen kommerziellen Walfang in Reykjavík geplant.

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Rätselhafter Wal auf Island gefangen

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