Island. Vor gut zwei Wochen gab es am Fagraskógarfjall im Westen Islands einen riesigen Erdrutsch, bei dem zum Glück keine Menschen zu Schaden kamen, möglicherweise allerdings Schafe. Danach wurde das Gelände untersucht und mit früheren Satellitenbilder verglichen. Das meteorologische Institut (Veðurstofa Íslands) hat nun die Ergebnisse veröffentlicht: 10 bis 20 Millionen Kubikmeter kamen herunter, und es gab schon vorher kleine Veränderungen.
Der Erdrutsch ereignete sich am frühem Morgen des 7. Juli, blockierte den Fluss Hítará und verbreitete sich im Tal über Weideland. Nach der Auswertung der Wissenschaftler setzte sich offenbar eine Masse von sieben Millionen Kubikmetern oben am Hang des Fagraskógarfjall in Bewegung und riss auf dem Weg nach unten immer mehr mit sich. Die abgerutschten Erdmassen und Geröll bedecken nun eine Fläche von 1,5 Quadratkilometern bis zu 30 Meter dick, an den Rändern noch fünf bis zehn Meter. Man hält es offenbar für möglich, dass sich noch Schafe dort befanden, die auf Island ein sehr freies Leben genießen. Es gab allerdings mindestens einen kleineren Erdrutsch vorab, den ein Fuchsjäger gegen Mitternacht beobachtet hat – vielleicht hat sie das auch schon gewarnt und verjagt.
Die Sorgen der Fischer und Angler galten vor allem der Hítará, die ein wichtiger Lachsfluss ist. Zunächst staute sich das Wasser auf, dann fand es den Weg in den Fluss Tálmi, der einige Kilometer später in die Hítará mündet. Welche Folgen die veränderten hydrologischen Verhältnisse für den Lachs haben, wird sich zeigen.
Wanderer sollen das Gebiet meiden
Als Auslöser gilt weiterhin der starke Wasserdruck, den Schneeschmelze und viel Regen in den Sprüngen im Hang ausgeübt haben. Aufnahmen des Satelliten Sentinel 1 mit der Radarinterferometrie -Methode zeigen, dass es bereits vorher kleine Veränderungen gab – einige Tage vorher, aber auch in den vergangenen Jahren. Wanderer sollten das Gebiet meiden, da immer noch Steine herabfallen, so die Wissenschaftler.
Eine Aufzeichnung aller Erdrutsche seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts zeigt, wie außergewöhnlich groß dieses Ereignis war. Nur der Felssturz 2014 am Vulkan Askja mit 20 Millionen Kubikmetern liegt in derselben Größenordnung sowie der am Innstihaus am Steinholtsjökull, ein Auslassgletscher des Eyjafjallajökull, mit 15 Millionen Kubikmetern im Jahr 1967.
Die Liste zeigt allerdings auch eine deutliche Zunahme der Ereignisse: Von 1959 bis zur Jahrtausendwende sind lediglich sieben notiert, danach bis heute bereits zehn. Die Wissenschaftler halten es für möglich, dass der Klimawandel dabei eine Rolle spielt – Schmelzende Gletscher, auftauender Permafrost und mehr Niederschläge machen die Hänge instabil.
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Wo ein weiterer Erdrutsch droht: Bergrutschgefahr am Svínafellsjökull
Ein 3-D-Modell zeigt das betroffene Gebiet von allen Seiten: