Heute wählt Grönland sein neues Parlament

Grönland. 40 840 Grönländer sind heute aufgerufen, ihr neues Parlament ( Inatsisartut) zu wählen. Sieben Parteien, darunter zwei ganz neue, bewerben sich um die 31 Sitze. Ausschlaggebend für die Wähler dürfte sein, wem sie mehr zutrauen, die wirtschaftlichen und sozialen Probleme zu lösen, aber auch die Haltung zum Mutterland Dänemark und die Sprachenpolitik.

Dorf

Heute wählt Grönland. Foto Thomas Christiansen

Premierminister Kim Kielsen (Siumut, „Vorwärts“, sozialdemokratisch) hatte die Wahl einige Monate früher ausgerufen als notwendig mit der Begründung, die anstehenden weitreichenden Beschlüsse sollten von den neuen Abgeordneten beschlossen werden. Dazu zählen die letzten Entscheidungen zu den drei geplanten neuen Flughäfen und das neue Fischereigesetz. Die aktuellen Regierungsparteien Siumut (11 Sitze), Inuit Ataqatigiit („Gemeinschaft der Inuit“, demokratisch-sozialistisch, 11 Sitze) und Partii Naleraq (3 Sitze) waren sich dort nicht einig.

Im Wahlkampf spielte aber auch Bildungs- und Ausbildungspolitik eine Rolle – es fehlt an ausgebildeten Lehrern. Insbesondere für die kleinen Landschulen, die auf Grönland noch isolierter sind als anderswo,  ist es schwer, Fachkräfte zu bekommen. In der Evaluierung von 2015 werden auch Fehlzeiten und Fluktuation als großes Problem genannt.

Eine weitere Schwierigkeit für grönländische Schüler ist, dass fast jede Ausbildung oder weiterführende Schule nach der zehnjährigen „Folkeskole“ und auch ein Studium gute Dänischkenntnisse erfordert – die nicht jeder hat. Das ist auch ein Grund dafür, dass es immer wieder eine Sprachdiskussion gibt: Jüngst forderte wieder eine Politikerin, es sollte bald offiziell nur noch Grönländisch verwendet werden. Dies dürfte praktisch auf Probleme stoßen, denn es gibt zwar Arbeitslosigkeit, aber auch einen Fachkräftemangel, der mit Personal vor allem aus Dänemark besetzt wird. Grönländern, die gut Dänisch sprechen,  steht wiederum auch der dänische Arbeitsmarkt offen. Mit dem zunehmenden Tourismus wird auch Englisch immer wichtiger.

Unterschiedliche Strategien zur Unabhängigkeit von Dänemark

In Dänemark haben am grönländischen Wahlkampf vor allem die Aussagen zur möglichen Selbstständigkeit interessiert. Nach einer Umfrage wünschen sich 57 Prozent der Dänen, dass Grönland in der „Rigsfællesskab“ , der „Reichsgemeinschaft“, bleibt. Für die meisten grönländischen Parteien ist die echte Unabhängigkeit wiederum das Ziel – für einige eiliger als für andere. Kandidatin Sara Olsvig ( Inuit Ataqatigiit) verweist in einem Artikel in Jyllands Posten darauf, dass das ganz schnelle Losreißen innerhalb weniger Jahre die absolute Außenseiterposition sei.  Wichtiger sei die Lösung der sozialen und wirtschaftlichen Probleme.

Die Partei, die es mit der Loslösung am eiligsten hat, ist aktuell Partii Naleraq: Zum Nationaltag am 21. Juni 2021 soll es soweit sein. Umfragen sehen diese allerdings nach wie vor nur bei drei Mandaten. Wie vor vier Jahren dürfte es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Siumut mit Kim Kielsen und Inuit Ataqatigiit mit Sara Olsvig geben.

Ex-Premier Aleqa Hammond kandidiert auch fürs Parlament

Die schillerndsten Figuren dieser Wahl finden sich in der neuen Partei Nunatta Qitornai („Kinder unseres Landes“): Vittus Qujaukitsoq und Aleqa Hammond. Vittus Qujaukitsoq hatte Siumut verlassen, nachdem es ihm nicht gelungen war, Kim Kielsen von der Spitze zu verdrängen, und eine neue Partei gegründet, für die er nun auch das ehemalige Siumut-Mitglied Aleqa Hammond gewinnen konnte. Die war schon einmal Parteivorsitzende und Premierministerin – und musste ihre Posten räumen, weil sie private Ausgaben dienstlich abgerechnet hatte. Von einem Gericht verurteilt wurde sie dafür allerdings nie. Nach den Ergebnissen der Umfrage würde es Nunatta Qitornai aber nur auf ein Mandat bringen.

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