Trondheim (Norwegen). Die NCL Salten schwimmt wieder. Das Frachtschiff, das seit Donnerstag früh vor Trondheim mit dem Bug an Land saß, ist in den vergangenen Tagen erleichtert worden. Heute gegen 10.30 Uhr, bei auflaufendem Wasser, gab es einen neuen Schleppversuch, der gelang. Etwas ungewiss war dabei die Reaktion der Quickton-Massen am Ufer. Ein Haus ist immer noch evakuiert, es gab aber keine weiteren Erdrutsche. (Stand 20 Uhr) Neue Bilder davon gibt es bei NRK.

Seit Donnerstag früh sitzt die NCL Salten in der Nähe von Trondheim fest – direkt neben einem Haus. Foto Forsvaret/Kystvakten
Wie NRK berichtete, sind seit Sonntag Container vom gestrandeten Frachter auf Leichter umgeladen und zum nahen Hafen Orkanger gebracht worden – dem Hafen, in den die 135 Meter lange NCL Salten eigentlich hätte fahren sollen, aber nicht dorthin abbog. Erschwert werden die Arbeiten durch die Uferbeschaffenheit mit Quickton. Diese Massen werden schnell instabil und können abrutschen. Schon gleich nach dem Aufprall der NCL Salten hatte es deshalb einen kleinen Erdrutsch am Ufer gegeben, am Samstag noch einmal. Vor weiteren Schleppversuchen wurde das Gebiet deshalb geologisch untersucht.
Problem Quickton am Ufer
Auch wenn das Schiff nun weg ist, hat es seine Spuren hinterlassen, wie NRK berichtet: Eine Familie aus einem der Häuser am Ufer ist weiterhin wegen Erdrutschgefahr evakuiert. Der zu Grundstück gehörende Strand ist verschwunden, das Haus möglicherweise gefährdet. Quickton-Erdrutsche sind ein bekanntes Phänomen in Skandinavien, ein besonders schlimmes Beispiel war der Erdrutsch bei Gjerdrum Ende 2020.
Allein auf der Brücke, eingeschlafen, keinen Alarm gehört

Screenshot aus dem norwegischen AIS-Überwachungssystem.
Etwas klarer ist laut NRK inzwischen der Unfallhergang: Der Wachhabende soll von Mitternacht bis sechs Uhr morgens Dienst gehabt haben. Ab Sonnenaufgang um 4.20 Uhr, eine knappe Stunde vor der Grundberührung, soll er allein auf der Brücke gewesen sein. Er soll noch Kontakt mit dem Hafen aufgenommen und den Kurs des Schiffes etwas korrigiert haben. Die weitere notwendige Kurskorrektur in Richtung Hafen machte er jedoch nicht mehr, weil er eingeschlafen war.
Dass er allein war, soll bei Tageslicht und bestimmten technischen Voraussetzungen erlaubt sein – ein Notfallalarm hätte installiert sein müssen, um ein Unglück wie das geschehene zu verhindern. Laut Polizei gegenüber NRK soll der Wachhabende aber keinen Alarm gehört haben, bevor das Schiff mit 16 Knoten gegen Land fuhr. Der Wachhabende ist angeklagt, auch gegen den Kapitän wird ermittelt.
(Letzte Aktualisierung 20 Uhr)
Nachtrag: Wie NRK meldete, konnte der Alarm nicht funktionieren, weil er abgeschaltet war. Das ergab die Untersuchung der Schifffahrtsbehörde.
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