Trondheim (Norwegen). Einen solchen Ausblick hat Johan Helberg nicht alle Tage: Direkt vor seinem Fenster sieht er seit gestern den Bug eines Frachtschiffes. Es krachte gestern nur wenige Meter neben seinem Haus an der Landspitze Byneset bei Trondheim an Land. Es wurden keine Personen verletzt und es wurde bisher auch keine Umweltverschmutzung festgestellt. Allerdings waren der erste Versuch, es zurück auf See zu ziehen, nicht erfolgreich. Weitere sind aufgrund der geologischen Verhältnisse aktuell eingestellt. Darüber berichtete unter anderem NRK und Kystverket. Update 17.30 Uhr: Aufgrund der Ermittlungen der Polizei ist nun der Wachhabende angeklagt, und auch gegen den Kapitän wird ermittelt.
Die NCL Salten, ein 135 Meter langes Containerschiff, das unter der Flagge von Zypern fährt, hatte eigentlich den Hafen Orkanger zum Ziel. Statt in diese Richtung abzubiegen, fuhr das Schiff gestern Morgen gegen 5 Uhr mit etwa 16 Knoten (ungefähr 30 km/h) geradeaus auf das Land. Johan Helberg hatte geschlafen und wurde vom Nachbarn geweckt, der die Szene beobachtet hatte. Es waren 16 Personen an Bord des Schiffes.
Geologische Untersuchung vor neuem Schleppversuch
Das Schiff sitzt so hoch auf Land, dass es nicht einfach herunterzuziehen ist. Der erste Versuch am Morgen mit einem von der Reederei bestellten Schlepper glückte nicht. Die Kollision hatte außerdem einen Lehm-Erdrutsch ausgelöst. Deshalb wurden die drei Bewohner des nahen Hauses zeitweise evakuiert, durften aber später zurückkehren, nach die Situation ruhig schien. Vor weiteren Schleppversuchen soll zunächst eine geologische Untersuchung des Untergrunds stattfinden, denn es könnte Folgen haben, wenn das Schiff nun wieder abgezogen wird. Laut NRK ist das Schiff am Bug auch leicht beschädigt, was aber keine Probleme bei der Bergung darstellen soll. Möglicherweise müsse das Schiff auch entladen werden, um es herunterziehen zu können, so der Vertreter einer Bergungsgesellschaft. Aktuell ist noch unklar, wann der nächste Schleppversuch stattfindet.
Update: Wachhabender hat geschlafen
Zur Ursache des Unfalls ist inzwischen laut NRK Folgendes bekannt: Nach den bisherigen Ermittlungen gibt es nichts, was auf einen technischen Defekt hindeutet. Die Polzei geht davon aus, dass nur eine Person zu der Zeit auf der Brücke war und Wache hatte, und dass diese Person geschlafen hat. Der Mann ist nun angeklagt worden. Auch gegen den Kapitän, der ja die Gesamtverantwortung trägt, laufen Ermittlungen.
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