Schwedische Heringsmöwe in Äthiopien der Spionage verdächtigt

Schweden/Äthiopien. In Zeiten wie diesen ist man misstrauisch, Menschen untereinander wie Staaten. Gibt es doch ausreichend Anschauungsmaterial dafür, dass andere etwas Böses wollen. Eine Heringsmöwe aus dem schwedischen Sundsvall fiel nun möglicherweise dem Misstrauen zum Opfer: Aufgrund ihres GPS- Senders, den sie zu Forschungszwecken trug, wurde sie in Äthiopien für einen Spion-Vogel gehalten. Von Sender und Vogel hat man seitdem nichts mehr gehört. Darüber berichteten SR und SVT.

Fliegende Möwe

Heringsmöwe im Flug (nicht das beschriebene Exemplar). Foto Michael Rechter, Wikimedia, , CC BY-SA 4.0,

Man erinnere sich an die Aufregung, die ein chinesischer Ballon 2023 beim Überflug über die USA verursachte. Er wurde bekanntlich mit einer Rakete abgeschossen. Danach sollen noch drei  andere Objekte abgeschossen worden sein. Was an Bord des Ballons war: Nichts Genaues weiß man nicht, das blieb unter Verschluss.

Man erinnere sich auch an den Belugawal vor der norwegischen Küste, der schnell den Spitznamen „Spionwal“ bekam. Denn als er erstmals in Norwegen gesichtet wurde, trug er einen Gurt mit einer Kamerahalterung. Dieser wurde ihm abgenommen, danach schwamm der Wal, „Hvaldimir“ genannt, unbehelligt vor Norwegen herum. Traurigerweise ereilte ihn voriges Jahr ein frühes Ende. Man vermutete damals, dass er aus einer militärischen Trainingseinrichtung bei Murmansk ausgerissen war. Dies bestärkte inzwischen eine ukrainische Biologin, die selbst in Russland mit marinen Säugetieren gearbeitet hatte, gegenüber der BBC. Hvaldimir hätte aber vermutlich nicht als Spion, sondern als U-Boot-Wache trainiert werden sollen.

Möwe mit Sender –  verdächtig

Die vermeintliche Spion-Möwe wurde auf der Insel Norrklacken vor Sundsvall beringt und bekam dort einen GPS-Sender von BirdLife Schweden. Dieser war, wie die Bilder zeigen, in der Größe eines kleinen Handys und mit einem Gurt befestigt. Damit konnte man die jährliche Winterreise der Ostsee-Heringsmöwen nach Zentralafrika verfolgen. Und den Weg zurück, der nun von dieser Möwe nicht vollendet wurde.

Normalerweise, so sagt BirdLife-Betreuer Ulrik Lötberg zu SVT, landen Heringsmöwen nicht in Äthiopien zwischen. „Ich glaube dass der Vogel krank oder verletzt war und dass es ihm schlecht ging, und dass er deshalb dort landete“, so Lötberg. Dort wurde er offenbar mitsamt seiner ungewöhnlichen Last von Leuten entdeckt und vom Militär beschlagnahmt.

Der Sender sendet nicht mehr

Der Ornithologe Niklas Aronsson berichtete gegenüber dem schwedischen Radio, wie er plötzlich E-Mails aus Äthiopien bekam, die er erst einmal übersetzen musste, und so erfuhr, dass man die Heringsmöwe der Spionage verdächtigte, ausgesandt von einem Nachbarland. Trotz seiner Versuche, die Situation aufzuklären, gibt es nun keine weiteren Nachrichten mehr von dieser Möwe: Der Sender ist abgeschaltet, und Aronsson wie Lötberg befürchtet, dass die Möwe nicht mehr am Leben ist.

Mehr zur Geschichte von Belugawal Hvaldimir:

Endgültiger Obduktionsbericht zu Hvaldimir klar – keine Straftat

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