Island. Eigentlich war für heute der Start der Walfangsaison vor Island geplant. Doch gestern stoppte Ministerin Svandís Svavarsdóttir den Start vorübergehend bis zum 31. August. Sie begründet dies mit der frisch eingetroffenen Stellungnahme des neuen Expertenrats für Tierwohl.
Bereits im vergangenen Jahr waren die Auflagen für die Walfänger verschärft worden. Unter anderem fuhren Kontrolleure der Aufsichtsbehörde viel häufiger auf den Schiffen mit. Die statistische Auswertung der Walfangsaison 2022 zeigte auch, was Fotos der Organisation Hard to port bereits nahelegten: 33 Prozent der geschossenen Wale waren nicht sofort tot oder bewusstlos, und bei 24 Prozent mussten mindestens zwei Schüsse abgegeben werden. Die zuständige Ministerin Svandís Svavarsdóttir berief daraufhin einen Expertenrat, der die Tierschutzfrage bei der Großwaljagd prüfen sollte. Dieser übergab nun am 19. Juni seinen Bericht an das Ministerium für Lebensmittel, Landwirtschaft und Fischerei. Darin sei das Gremium zu dem Schluss gekommen, dass die verwendete Methode nicht mit den Vorschriften zum Tierschutz vereinbar sei, s0 die Pressemitteilung der Regierung.
„Tierschutzgesetz ist bindend“
„Nach meiner Auffassung sind die Bedingungen des Tierschutzgesetzes bindend“, so die Ministerin. Der zeitliche Aufschub des Saisonstarts soll nun dazu dienen, zu prüfen, mit welchen Maßnahmen die Mindeststandards des Tierschutzgesetzes beim Walfang umgesetzt werden können.“Diese Aktivität kann nicht fortgesetzt werden, wenn Behörden und Lizenzinhaber nicht die Erfüllung der Tierschutzauflagen gewährleisten können“, so Svandís Svavarsdóttir. Insgesamt hatte Hvalur Hf von Kristján Loftsson, das einzige Unternehmen Islands, das noch Walfang betreibt, im vergangenen Jahr 148 Finnwale gefangen.
Letzte Saison mit Lizenz für Hvalur
Hvalur hf hat eine Lizenz für Finnwale noch für diese Saison. Danach muss eine neue politische Entscheidung getroffen werden. Noch vor einem Monat hieß es, die Ministerin habe keine rechtliche Handhabe, die Nutzung dieser gültigen Lizenz zu verwehren. Kristján Loftsson hatte allerdings Probleme mit der Betriebsgenehmigung für das Gelände, auf dem die Wale zerlegt werden. Dort wurden Mängel festgestellt. Doch er bekam immerhin noch rechtzeitig eine befristete Genehmigung. Mit dem Fazit des Expertenrats hat Svandís Svavarsdóttir – zumindest nach ihrer Bewertung – doch eine Handhabe, den Walfang zumindest vorerst zu stoppen.
Regierungspartner nicht einig
Bei den Regierungspartnern wird das allerdings teilweise anders gesehen. Sigurður Ingi Jóhannsson von der Fortschrittspartei erklärte, er sei mit der Entscheidung nicht einverstanden. Viele Menschen hätten sich auf die Saison vorbereitet und gehofft, damit Einnahmen zu erzielen. Die Entscheidung sei auch nicht verhältnismäßig. Gegenüber Vísir sagte Svandís Svavarsdóttir allerdings, die Regierungszusammenarbeit sei nicht in Gefahr.
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