Grönland. Grönland mag viele Probleme haben – Wassermangel gehört nicht dazu. Daraus könnte man ein Geschäft machen: Schon heute verkauft eine Firma geschmolzenes Gletscherwasser an Gourmets. Nach dem Willen der Regierung soll der Export noch ausgeweitet werden – zum Beispiel nach China. Darüber berichtete Politiken.
Grönland wäre bekanntlich gerne unabhängig von Dänemark, aktuell fehlt es jedoch an Einnahmen, die die jetzige finanzielle Unterstützung aus Kopenhagen ersetzen könnten. Der Bergbau bringt bisher nicht das, was man sich davon erhofft hat und hat Nebenwirkungen – umstritten und noch nicht genehmigt ist beispielsweise ein Projekt, bei dem auch Uran abgebaut würde. Aber während andere Länder zunehmend Probleme bekommen, weil sie entweder zu wenig oder zu wenig sauberes Wasser haben, verfügt Grönland mit seinem Eispanzer über riesige Trinkwasserreserven. Jeweils im Sommer schmilzt davon etwas ab. Ob und wie sich daraus ein Geschäft machen lässt, ließ bereits die vorherige Regierung in einem Gutachten untersuchen: „Strategie für den Export von Eis und Wasser (2017-2021).“
Politiken berichtet nun, dass der grönländische Minister für Industrie und Energie, Aqqalu Jerimiassen, gerade in China ist, um für das grönländische Wasser zu werben. Vorausgesetzt, man zapft das Schmelzwasser an einer Stelle ohne neuzeitliche Verschmutzungen oder biologische Verunreinigungen ab, handelt es sich dabei um das sauberste, das sich finden lässt – eingefroren zu einer Zeit, in der noch nicht mal die Dampfmaschine erfunden war. Das Gutachten stellt fest, dass die Nachfrage nach Wasser in Flaschen gewachsen ist und noch weiter wachsen wird. Geeignete Stellen zur Entnahme des Eiswassers hat die Regierung bereits ermitteln lassen, sie liegen vor allem in der Disko-Bucht. Der Staat soll über eine Abgabe mit verdienen.
Gletscherwasser in Flaschen gibt es schon – als Luxusware
In kleinem Maßstab läuft das Geschäft bereits: Die Firma Inland Ice verkauft grönländisches Gletscherwasser international als Luxusware, unter anderem an Sternerestaurants. Ein ähnliches Modell betreibt Svalbarði auf Spitzbergen – dort werden treibende Eisberge mit einem Netz aus dem Fjord gefischt, bevor sie schmelzen. Für ein China-Geschäft in großem Maßstab fehlt Grönland aber aktuell noch der Investor.
Noch eine Stufe weiter geht ein Unternehmer in Norwegen, der Eiswürfel vom Gletscher Svartisen verkaufen will. Aktuell sieht es jedoch nicht so aus, als würde er dafür eine dauerhafte Genehmigung erhalten – auch der Fylkesråd ist dagegen, meldet NRK.
Mehr zu Gletscher-Produkten: Eiswürfel vom Svartisen – ein nachhaltiges Produkt?
Ihr wisst aber schon, dass es in Grönland keine Kläranlagen gibt und Abwasser ins Meer geleitet wird.
Passt das mit der Geschäftsidee Luxuswasser von der nordischen Insel zusammen?
Da muss das Marketing schon ganz schön kämpfen.
Es ist richtig, dass die Abwasserreinigung in Grönland immer noch ein Problem ist. Das Gletschereis bildet sich aber nicht im Meer, sondern aus den Niederschlägen über Grönland. Insofern dürfte das Wasser aus dem Eis so sauber sein, wie es eben geht …wenn man es nicht gerade dort aus dem Wasser fischt, wo Kloake eingeleitet wird, aber das lässt sich in dem riesigen Land ja wohl machen. Wie sinnvoll es ist, eine Flasche Gletscherwasser zu kaufen, ist eine andere Geschichte. Noch ein Hinweis: Der Artikel ist 5 Jahre alt. Die genannte Firma gibt es immer noch, ansonsten ist es bisher nichts geworden mit dem Wasserexport.