Eiswürfel vom Svartisen – ein nachhaltiges Produkt?

Norwegen. Hatten Sie schon einmal Gletschereis im Drink? Die Firma Svaice will dies demnächst vertreiben – für die, die es sich leisten können. Das Eis soll vom Svartisen-Gletscher abgebaut werden. Noch ist die Genehmigung dafür allerdings nicht sicher. Umweltverbände haben die Idee von Anfang an kritisiert. Darüber berichtete NRK.

Svartisen

Svartisen-Ausläufer Engebreen. Foto pixabay

Svaice wirbt mit „The World’s most exclusive icecube“, der eben nicht für jeden sei. Als das Projekt vor drei Jahren erstmals vorgestellt wurde, war die Rede von Edelrestaurants weltweit. Gründer Geir L. Olsen sprach von Gesprächen in Dubai. „Eis vom Gletscher ist kompakt und taut langsam. Gleichzeitig ist es sehr rein und hat einen guten Geschmack. Das führt dazu, dass man den Drink kaum verwässert“, erklärte Olsen damals gegenüber NRK.

Der Svartisen-Gletscher besteht aus zwei Teilen, die durch das Glomtal getrennt sind. Der Westteil ist Norwegens zweitgrößter Gletscher nach dem Jostedalsbreen,  der Ostteil kommt auf Platz vier. Der Gletscher ist Teil des Svartisen-Saltjellet Nationalparks. Er schrumpft insgesamt. Svaice will das Eis an der Stelle außerhalb des Nationalparks abbauen, wo der westliche Gletscher in den See Storglomvatnet mündet. Man nutze Eis, das sowieso in kurzer Zeit schmelzen würde, so Olsen .

Karte Svartisen

Grenzen des Svartisen-Saltjellet Nationalparks (weiß). Der rote Kreis zeigt, wo das Eis abgebaut werden soll. Karte mit Hilfe von stepmap.

Die Kommune Meløy war gegenüber dem Projekt aufgeschlossen und erteilte 2016 eine befristete Genehmigung für eine zweijährige Testphase. Gerade hatte eine Solarzellenfirma geschlossen, neue Arbeitsplätze waren willkommen. Olsen hatte das alte Gebäude der Solarfirma gekauft und versprach 60 Arbeitsplätze. Es gab auch einen Zuschuss des Fylke Nordland für die Untersuchungen vorab.  Im vollen Betrieb sollen jährlich 3600 Kubikmeter Eis abgebaut werden, vor allem in den Monaten September und Oktober.Für Olsen handelt es sich um ein nachhaltiges Produkt, und im Gegensatz zu anderer Industrie werden man nach dem Abbau auch schnell nichts mehr davon sehen.

Das Eis muss allerdings irgendwie vom Gletscher ins Kühlhaus kommen. Dafür werden Hubschrauber genutzt. Ebenso, um das Personal an Ort und Stelle zu bringen. Wer in der Flugschneise wohnt oder seine Hütte hat, ist von dem Projekt wenig begeistert. Massive Kritik kam auch von Umweltverbänden  WWF und Bellona sowie von Norsk Friluftsliv, dem Dachverband diverser Outdoor- Vereinigungen. Sie kritisieren sowohl die Störung der Natur vor Ort, die negativen Auswirkungen für die Erholungssuchenden und auch die katastrophale Ökobilanz des Unternehmens: „Ich verstehe nicht, wie man es schaffen will, dass es nachhaltig wird, Eis mit dem Helikopter abzuholen und per Flugzeug in die ganze Welt zu verfrachten. Für mich ist das ein Beispiel für den kompletten Wahnsinn dieser Welt“, wird die damalige WWF-Vorsitzende Nina Jensen zitiert. Und vermutet, der Drink mit Eiswürfeln von einem schmelzenden Gletscher dürfte einen etwas bitteren Beigeschmack bekommen.

Genehmigung noch nicht klar

Die zweijährige Versuchsphase ist nun vorbei. Nun muss die Kommune entscheiden, ob sie diese Art von Landnutzung dort mit entsprechender baurechtlicher Planung dauerhaft genehmigen will. Das Projekt ist kein Selbstgänger, wie die Unterlagen des Gemeinderates (Kommunestyre) zeigen. Bei der gestrigen Sitzung wurde aber  laut NRK mehrheitlich beschlossen, zunächst im Planungsprozess weiterzugehen und eine Anhörung durchzuführen.

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