Fischtransport mit dem Atomfrachter

Russland/Norwegen. Die russische Sewmorput ist ein Schiff wie kein anderes: Es ist der letzte zivile Atomfrachter. Und gerade unterwegs mit gefrorenem Fisch aus Petropawlowsk entlang der norwegischen Küste. Ziel ist St. Petersburg an der Ostsee. Darüber berichtete der Barents Observer.

Sewmorput

Atomfrachter Sewmorput. Foto Rosatom

Eigentlich war die Sewmorput (Севморпуть) schon ausgemustert. Sie wurde von 1982 bis 1988 als atomgetriebenes Frachtschiff mit Eisbrechersteven und verstärkter Bordwand für die Murmansker Seereederei gebaut. An Bord ist ein KLT-Reaktor, wie er auch auf den Eisbrechern der Tajmyr-Klasse benutzt wird. Der Name ist die Abkürzung für Sewernyj Morskoj Put (Северный морской путь), russisch für Nördlicher Seeweg, auf deutsch eher bekannt als Nordostpassage, und dafür war sie auch gedacht. Dank ihrer Kräne kann das 260 Meter lange Schiff seine Container auch in Häfen ohne entsprechende Brücke entladen. 2012 wurde die Sewmorput aus dem Schiffsregister gestrichen, nachdem sie jahrelang nicht genutzt wurde. 2013 ordnete der staatliche Eigentümer Rosatom jedoch eine Überholung an, und seit Ende 2015 ist sie wieder im Dienst.

Ziel: Mehr Fracht auf der Nordostpassage

Frachtfahrten auf der Nordostpassage finden bisher eher als Experiment statt. Dort ist zwar weniger Eis als früher, so eisfrei wie jetzt am Ende der Schmelzsaison ist es aber immer noch selten. Es ist jedoch ein erklärtes Ziel der russischen Regierung, die neuen Möglichkeiten zu nutzen und die Frachtraten auf diesem Seeweg zu steigern. Dazu dient nun auch die Fahrt der Sewmorput mit 204 Containern gefrorenem Fisch aus dem Pazifik. Start war am 29. August in Petropawslowsk-Kamtschatka. Die Nordostpassage hat sie nun hinter sich gelassen. In der vergangenen Nacht passierte sie die Lofoten mit großem Abstand. In wenigen Tagen wird sie sich durch die engen Gewässer zwischen Schweden und Dänemark bewegen. Die Sewmorput hat einen Tiefgang von mehr als 10 Metern. Es ist noch eine weitere solche Fahrt im Herbst geplant.

Norwegische Strahlenschutzbehörde verfolgt Fahrt

Akademik Lomonosov

Start der Akademik Lomonosov in Murmansk

Die norwegische Strahlenschutzbehörde verfolge die offiziell angemeldete Fahrt des Atomschiffs, bericht der Barents Observer. Und hat auch Forscher Arild Moe vom norwegischen Fridtjof-Nansen-Institut nach den Zukunftschancen dieses Schiffstyps befragt. Moe hält ihn allerdings nicht für wirtschaftlich. Der Staat habe die teure Erneuerung bezahlt, und man werde dieses Schiff sicher für verschiedene Zwecke einsetzen. Er rechnet jedoch nicht damit, dass solche Schiffe neu gebaut werden. Ein echter Eisbrecher sei es nicht.

Auf ihrem Weg entlang der russischen Nordküste dürfte die Sewmorput auch ein anderes einzigartiges Schwimmobjekt passiert haben: die Akademik Lomonosow, das schwimmende Atomkraftwerk. Dieses sei inzwischen in Pewek in Tschukotka angekommen, meldet Rosatom.

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