Finnland. Soll Finnland sein Bahnnetz auf die europäische Standardspurweite von 1435 mm umstellen? Noch vor zwei Jahren lautete die Antwort: Nein, zu teuer. Doch jetzt soll als ersten Schritt eine etwa 30 Kilometer lange Strecke in Standardbreite zwischen dem schwedischen Haparanda und dem finnischen Kemi geplant werden. Langfristig soll die einheitliche Spurweite zum einen die Kooperation der nordischen Nato-Partner erleichtern, zum anderen mehr Frachtverkehr auf der Schiene ermöglichen. Über die neuen Pläne berichtete auch Yle.
Vor zwei Jahren kam ein Report noch zu dem Schluss, dass ein Wechsel der Spurbreite für Finnland zu teuer wäre. Doch das war nicht das Ende der Debatte: Die EU strebt nach einem einheitlichen Schienennetz, und Norwegen, Schweden und Finnland wollen als Nato-Partner auch militärisch enger zusammenarbeiten. Vergangenes Jahr gab die finnische Regierung deshalb eine neue Untersuchung in Auftrag, um den Bedarf von Schienenverbindungen mit europäischer Spurweite zu ermitteln. Diese soll im Sommer fertig sein. Und nun will die Regierung bereits 20 Millionen Euro für den ersten Schritt der Planung dieser sogenannten „Rail Nordica“ bereitstellen. Als ersten Schritt sollen etwa 30 Kilometer Standardspurweite von Haparanda Richtung Kemi gebaut werden, wo es auch einen großem Hafen gibt. Danach wäre eine Fortsetzung Richtung Oulu und zum Truppenübungsplatz bei Rovaniemi möglich.
Laut der finnischen Verkehrsministerin Lulu Ranne (Basisfinnen) hält die Europäische Kommission, die Nato und auch die finnischen Streitkräfte die Änderung der finnischen Spurbreite für das wichtigste große militärische Mobilitätsprojekt.
In der Vergangenheit wenig Anlass für einen Wechsel der Spurweite

Eisenbahnbrücke von Haparanda nach Tornio vor der Elektrifizierung – als man noch einfacher aufs Gleis kam. Darauf können Fahrzeuge mit beiden Breiten fahren.
Finnlands erste Schienen wurden in einer Zeit gelegt, als Finnland ein Großherzogtum unter dem russischen Zaren war. Deshalb entspricht die Spurweite der russischen (1524 mm), und es gibt eine direkte Gleisverbindung Richtung Russland. Aufgrund Finnlands geografischer Lage war der Anreiz, daran etwas zu ändern, in der Vergangenheit gering: Die einzige Bahnverbindung in ein Nachbarland gab und gibt es bei Tornio ins schwedische Haparanda, wo ein kurzes Stück von Fahrzeugen mit beiden Spurweiten befahren werden kann und auch Umspuren wieder getestet wurde. Dieser Weg wurde zuletzt allerdings kaum genutzt. Seit kurzem ist die Strecke nach Haparanda immerhin elektrifiziert. Über Haparanda und die Erzbahn ist auch der norwegische Hafen Narvik zu erreichen.
Noch mehr Bahnverkehr auf der Erzbahn nicht einfach möglich
Mehr Bahnverkehr aus Finnland Richtung Narvik würde allerdings nicht nur Änderungen in Finnland erfordern. Schon heute ist die Erzbahn, größtenteils eingleisig, maximal ausgelastet und streckenweise sanierungsbedürftig. Es sind zwar Maßnahmen in Gang, die einzelne Probleme beseitigen. Doch bis zu einer leistungsfähigen Doppelspur, wie sie beispielsweise das Bergbauunternehmen LKAB immer wieder bewirbt, ist es noch weit. Und auch die Stammbahn in den Süden ist streckenweise eingleisig.
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