Flaschenhals Erzbahn: LKAB reduziert Produktion

Schweden. Die schlechten Nachrichten rund um die Erzbahn reißen nicht ab. Gestern erklärte der Bergbaukonzern LKAB, aufgrund der Engpässe auf der Erzbahn müsse man die Produktion herunterfahren – und das könnte auch zu Personalabbau führen. Eine Option für mehr Erz auf der Schiene wäre die zeitweise Einstellung des Personenverkehrs, wie es LKAB bereits gefordert hat. Doch der ist ohnehin schon stark gebeutelt.

Erzzug zwischen verschneiten Hügeln

Erzbahn von LKAB bei Kiruna. Quelle LKAB

In einem ersten Schritt will LKAB die Produktion um eine Million Tonnen Erz im Jahr verringern. Denn aus der Zeit nach der Entgleisung bei Vassijaure, als LKAB nicht über Narvik ausschiffen konnte, liegt immer noch so viel Erz auf Halde, dass es für 600 volle Züge (mit je 6800 Tonnen pro Zug) reichen würde. Im vergangenen Jahr hatte LKAB rund 25 Millionen Tonnen Erz ausgeliefert.

Nach der Entgleisung am 17. Dezember 2023 und der am 24. Februar fielen insgesamt 76 Tage für die Lieferungen aus. Doch auch ohne Entgleisung ist die Kapazität auf der Strecke zwischen Luleå und Narvik am Limit. Die Halde lässt sich so nicht abbauen. Kunden bezahlen natürlich auch nur, was geliefert wird. Zurzeit prüft LKAB, welche Beschränkungen am wenigsten Schaden anrichten würden. Dabei könnte es zu Entlassungen von bis zu 300 Personen kommen.

Weniger Produktion statt mehr

Eigentlich würde LKAB gerne noch mehr Erz abbauen und verkaufen, denn das Geld wird sowohl für die Finanzierung der Stadtumzüge in Kiruna und Malmberget als auch für die Umstellung auf neue, fossilfreie Produktionsmethoden benötigt. Doch mehr lässt sich eben nicht ausliefern, die Bahn ist der Flaschenhals.

Zwar spricht inzwischen selbst die Regierung davon, dass die Erzbahn doppelspurig ausgebaut werden muss – auch für Nato-Transporte –  , doch die Umsetzung ist nicht von heute auf morgen zu machen. Als  eine Option für mehr Kapazität auf dem Gleis schlug der Bergbaukonzern jüngst vor, den Personenverkehr zeitweise zugunsten der Erzlieferungen auszusetzen.

Eingleisige Strecke – begrenzte Ausweichstellen

Zug in SChneelandschaft

Vy-Personenzug bei der Einfahrt nach Abisko.

Das Problem ist offensichtlich für jeden, der schon einmal auf der Strecke Luleå-Narvik im Zug unterwegs war: Immer wieder kommt es zu Stopps, weil Züge sich eben nur an bestimmten doppelgleisig ausgebauten Stellen begegnen können und dort notfalls auf den anderen warten müssen. Es sind hauptsächlich Erzzüge, die da an einem vorbeifahren, aber auch entgegenkommende Personenzüge und Güterzüge von/nach Norwegen.

Der Personenverkehr auf der Strecke ist ohnehin stark gebeutelt: Da immer noch keine Passagiere auf der neuen Strecke zwischen Björkliden und Björnfjell mitfahren dürfen, verkehrt ein Bus zwischen Narvik und Björkliden, mit dem die Zugabfahrten getaktet sein müssen. Der Zug selbst mit dem Personal darf nach Narvik fahren, wie auch die Güterzüge.  Zwischen Björnfjell und Narvik können auch wieder Leute einsteigen. Genaueres zu den einzelnen Abfahrten gibt es bei Vy.

Züge fallen wegen Bahnarbeiten aus

Zurzeit fallen außerdem unter der Woche wegen Bahnarbeiten täglich Verbindungen komplett oder teilweise aus. Weitere Bahnarbeiten sind im Sommer geplant. Die Tourismusanlagen zwischen Abisko und Riksgränsen leben von ihrer guten Zuganbindung. Eine offizielle Reaktion auf die Idee, Zugpassagiere zugunsten des Erztransports noch öfter in den Bus zu setzen, gab es bisher nicht.

Mit seiner Ankündigung, die Produktion herunterzufahren, erhöht LKAB aber maximal den Druck auf seinen Eigentümer, den schwedischen Staat, endlich das Transportproblem im Norden anzugehen. Denn der Staat profitierte zuletzt kräftig von den  Gewinnen, und die Umstellung auf fossilfreien Stahl, zu dem auch LKABs geplante Investitionen gehören, ist DAS Prestigeprojekt zur Einhaltung der Klimaziele.

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