Wie viel Eisbärenstress für die Forschung ist vertretbar?

Spitzbergen (Norwegen). Alle sollen in Zukunft mindestens 300 Meter Abstand von den Eisbären halten – nur die Forscher nicht. Die dürfen weiter Eisbären verfolgen und markieren, trotz des Stresses, der damit verbunden ist. Das kritisiert der australische Naturfotograf Joshua Holko, der jüngst Zeuge einer solchen wissenschaftlichen Eisbärenjagd wurde. Darüber berichteten NRK und Svalbardposten.

Ursus maritimus

 Eisbärin und ihr Nachwuchs auf Spitzbergen (Archivbild, nicht der im Artikel genannte Eisbär). Foto AWeith/Wikimedia, CC BY-SA 4.0

Joshua Holko und weitere Fotografen waren auf Fotosofari auf Spitzbergen, als sie sahen, wie ein Eisbär vom Hubschrauber aus zunächst in eine Richtung getrieben und dann betäubt wurde. Sie waren diesem Eisbären schon Stunden gefolgt und meinten, er habe ruhig und entspannt gewirkt – bis der Hubschrauber mit den Wissenschaftlern kam, die ihn betäubten, um ihn zu markieren. Dabei habe es 40 Minuten gedauert, bis der Hubschrauber niederging.

Seit Beginn des Jahres ist ein Gesetz in Kraft, das Menschen verbietet, näher als 300 Meter an einen Eisbären heranzukommen. Vom 1. März bis 30. Juni sind sogar 500 Meter vorgeschrieben. Dagegen hatten viele protestiert, die das Gesetz für praxisfern hielten. Die Forscher erhielten eine Ausnahmegenehmigung, um Eisbären untersuchen und markieren zu dürfen.

Wie viel Stress für die Forschung ist vertretbar?

Der Fotograf Holko ist nicht der einzige, der die Methoden der Forscher auf Spitzebergen kritisiert. In Svalbardposten äußerten sind zwei Männer, die in Frage stellten, wie viel Stress für die Forschung vertretbar sei und ob man nach Jahrzehnten der Eisbärenmarkierung wirklich immer noch solche Methoden brauche, um Eisbären zu beforschen. Sie verwiesen auch darauf, dass schon Eisbären durch den Stress gestorben sind.

Keine andere Methode, um an die Informationen zu kommen

Eisbärenforscher Jon Aars vom Norwegischen Polarinstitut erklärte gegenüber NRK, worauf es bei der Eisbärenmarkierung vom Helikopter aus ankomme. Zum einen müsse das Tier in ein sicheres Gebiet gesteuert werden, bevor es betäubt werde. In dem speziellen Fall habe es außerdem länger gedauert, weil der erste Betäubungspfeil nicht richtig gewirkt habe und ein zweiter geschossen werden musste. Früher hätten sie sich auch per Schneemobil den Eisbären genähert, doch dies stresse die Tiere noch mehr. Aars gibt zu, dass die Methode die Tiere belaste, doch leider gebe es keine andere, um an die Informationen zu kommen. Und das Tier sei diesem Stress maximal ein Mal im Jahr für eine kurze Zeit ausgesetzt.

Eisbärenforschung und Klimawandel

Bei der  Eisbärenforschung werden unter anderem die Gesundheitsdaten der Tiere aufgenommen und Lebensumstände dokumentiert – nicht zuletzt vor dem Hintergrund einer immer wärmer werdenden Aktis, wodurch der Lebensraum der Eisbären bedroht ist.

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