Finnland. Erfolg für eine Bürgerinitiative: Das finnische Parlament stimmte gestern mehrheitlich für die Modernisierung des Abtreibungsgesetzes. Künftig sollen auch in Finnland Schwangere bis zur 12. Woche eine freie Entscheidung treffen können, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Bisher war das finnische Gesetz restriktiver als das der nordischen Nachbarn. Darüber berichtete Yle (finnisch/schwedisch/englisch).
Die Abstimmung ging auf die erfolgreiche Bürgerinitiative OmaTahto2020 bzw. EgenVilja2020 zurück, die im Herbst 2020 in einem Monat die notwendigen Unterschriften gesammelt hatte. Das aktuelle finnische Abtreibungsgesetz, das von 1970 ist, verlangt die Zustimmung von zwei Ärzten und eine Begründung. In der Praxis werden laut der Initiative zwar fast alle gewünschten Schwangerschaftsabbrüche auch genehmigt und durchgeführt. Die Einhaltung der Vorgaben mache den Prozess jedoch unnötig kompliziert, verlängere ihn und belaste sowohl die betreffende Person als auch die Ressourcen des Gesundheitswesens, so die Begründung der Initiative. Das alte Gesetz respektiere nicht das Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren.
Wahlfreiheit Standard im Norden
Der nun mehrheitlich beschlossene Gesetzesentwurf gibt Frauen das Recht, eine Schwangerschaft bis zur 12. Woche ohne Angabe von Gründen auf geeignete Weise abbrechen zu können. Spätere Abbrüche sind unter bestimmten Bedingungen möglich. Damit wird die neue Regelung ähnlich aussehen wie in Dänemark oder Norwegen. In Schweden ist der Abbruch ohne Begründung bis zur 18. Woche möglich. Alle nordischen Länder bieten Beratung an für diejenigen, die dies wünschen, es ist aber kein Zwang wie in Deutschland.
Die Entscheidung im finnischen Parlament fiel mit großer Mehrheit. Gegen das Gesetz stimmten die Christdemokraten, ein großer Teil der Basisfinnen (Perussuomalaiset) sowie einzelne Vertreter der Zentrumspartei.
Weiter restriktives Abtreibungsgesetz auf den Färöer
Das nordische Land mit dem restriktivsten Abtreibungsgesetz sind allerdings die Färöer. Gelegentlich flammen Diskussionen darüber auf und die öffentliche Meinung scheint sich langsam so zu wandeln, dass Schwangeren mehr Selbstbestimmung zugestanden wird, aber von einer Gesetzesänderung ist man dort noch weit entfernt.