Thema Abtreibungsgesetz köchelt weiter auf den Färöer

Färöer. Die konservative färöische Regierung entkommt dem Thema Abtreibung nicht. Die färöische Amnesty-Abteilung hat sich Unterstützung bei der dänischen Partnerorganisation geholt und eine Unterschriftensammlung auf den Weg gebracht, die dem Sozialminister zu denken geben soll. Nach einer neuen Umfrage gibt es nun auch eine Mehrheit in der Bevölkerung für ein freie Entscheidung der Schwangeren. Darüber berichteten Kvf.fo und portal.fo.

Abtreibung Färöer

Aktion für sichere und legale Schwangerschaftsabrüche auf den Färöer. Foto Amnesty International Føroyar

Der 28. September war „Safe Abortion Day“ – der internationale Aktionstag für das Menschenrecht auf sicheren und legalen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen. Die Färöer gehören zu den europäischen Ländern mit den restriktivsten Abtreibungsgesetzen. Ein Abbruch ist nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Dazu gehörte auch lange, dass es tabu war, darüber zu reden. „Ich dachte, ich kenne niemanden, der eine Abtreibung gemacht hat. Aber es zeigte sich: Doch, ich kannte welche. Es sprach nur niemand darüber“ – so berichtet es Maria Tórgarð, die im Rahmen der Amnesty-Aktion ihre Geschichte erzählt. Sie bekam keine Informationen, niemand wollte ihr in ihrer Situation helfen. Seit 2018 gibt es die Vereinigung Frítt Val, (Freie Wahl), die sich für Aufklärung und eine Lockerung der Gesetze einsetzt. Und nun will auch die Amnesty-Abteilung der Inselgruppe dort einen Schwerpunkt setzen und für ein neues Abtreibungsgesetz wirken, das die Rechte und die Gesundheit der Frauen ins Zentrum stellt.

54 Prozent für freie Entscheidung bis zur 12. Woche

Bei der jüngsten Umfrage, die portal.fo veröffentlichte, sprechen sich nun 54 Prozent für eine freie Entscheidung bis zur 12. Schwangerschaftswoche aus. Dagegen sind 33 Prozent. Gallup hatte dafür 528 wahlberechtigte Personen gefragt. Verglichen mit früheren Umfragen scheint die Stimmung zugunsten der Befürworter freier Entscheidungen gewachsen. Und zumindest ein Teil redet auch darüber: Immerhin 41 Prozent kennen eine Person, die eine Abtreibung auf den Färöer gemacht hat, und 32 Prozent eine, die dafür nach Dänemark gefahren ist. Die Umfrage wurde von Javnaðarflokkurin, den färöischen Sozialdemokraten, in Auftrag gegeben.

Doch es gibt auch die andere Seite – jene 33 Prozent, die keinesfalls ein lockereres Gesetz wollen, höchstens ein schärferes, bei dem noch weniger Ausnahmen erlaubt sind. Dafür arbeitet zum Beispiel die Organisation Pro Vita.

Eine Mehrheit bei einer Meinungsumfrage ist auch noch keine parlamentarische Mehrheit. Für 55 Prozent der Befragten gibt es wichtigere Themen als die Abtreibungsoption und sie richten ihre Parteiwahl nicht unbedingt danach aus.

Früherer Artikel zum Thema: Restriktives Abtreibungsrecht der Färöer in der Diskussion

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