Doku über Kryolith aus Grönland aus dem Netz genommen

Dänemark/Grönland. Die Doku „Grönlands weißes Gold“ um den Kryolith-Abbau befeuerte den grönländischen Wahlkampf, den Drang nach Unabhängigkeit und die Diskussion um Dänemarks kolonialistische Haltung gegenüber Grönland. Nun hat der staatliche dänische Sender DR  die Doku wieder aus dem Netz genommen – aufgrund einer Grafik, die in der Endfassung zwar gar nicht enthalten war, bei den Interviews aber eine Rolle spielte. Der Chefredakteur von DR Nyheder musste gehen. Mit Ergänzung 21 Uhr.

weißer kristalliner Stein

Kryolith aus Grönland im Museum in Bonn. Foto Ra’ike/Wikimedia, CC BY-SA 3.0

Der Streit um die Doku entzündete sich an der Frage, wie viel Gewinn Dänemark nun tatsächlich mit dem Kryolith gemacht hat. Wie DR nun in einer Pressemitteilung erklärt, war ursprünglich die Verwendung einer Grafik geplant, die die Einnahmen Dänemarks durch das Kryolith mit den Ausgaben für Grönland gegenrechnete. Auf diese wurde letztlich jedoch verzichtet, da sie sich als nicht korrekt erwies. Die Interviews mit dem heutigen grönländischen Regierungschef Mute B. Egede und mit Lars-Emil Johansen, einem seiner Vorgänger, waren jedoch bereits gedreht und bezogen sich auf eine Grafik, die in der Endfassung gar nicht enthalten war. Laut der Mitteilung von DR waren die beiden allerdings kontaktiert worden und hatten ihre Zustimmung dazu gegeben, dass ihre Reaktion trotzdem gesendet werden durfte. Die Doku war nur in Dänemark, Grönland und auf den Färöer zu sehen. 

DRs Nachrichtendirektorin Sandy French schreibt dazu:

„Im Hinblick auf die große Debatte um den Dokumentarfilm mag es wie eine Nebensache erscheinen, aber diese neue Entdeckung ist für mich von entscheidender Bedeutung, weil man darauf vertrauen können muss, dass die Präsentation der Wahrheit entspricht. Dies unabhängig davon, ob die Quellen zugestimmt haben, dass wir die Clips weiterhin verwenden dürfen, nachdem die Grafik nicht mehr in der Dokumentation erscheint.“

Kritikpunkt Geldumrechnung

Die Umrechnung alter Geldbeträge in einen entsprechenden heutigen Wert ist problematisch. Die Kritik an der Doku kreiste praktisch komplett um die Frage, ob die Summe wirklich heutigen 400 Milliarden DKK Umsatz entsprach – und dass man den Umsatzwert nannte und nicht den viel niedrigeren Gewinn.

Ergänzung 21 Uhr: Grönlands Premier kritisiert Entfernung aus dem Netz

Múte B. Egede kritisiert die Entfernung der Doku auf Facebook. Damit wede die Aussage des Films verleugnet – dass nämlich Dänemark gut von Grönland profitiert habe, auf Grönlands Kosten.

Die Wahl zum grönländischen Parlament ist am 11. März. Drei Wochen später, am 11. April, ist auch Kommunalwahl.

Früherer Artikel zum Thema:

Als Grönlands weißes Gold Dänemarks Kassen füllte

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