Der magnetische Nordpol zieht nach Sibirien

Sollten Sie demnächst in arktischen Breiten wandern oder segeln gehen wollen, so besorgen Sie sich möglichst aktuelles Kartenmaterial. Der magnetische Nordpol liegt nämlich nicht mehr irgendwo in Nordkanada, wie es noch im Schulatlas eingezeichnet war, sondern ist auf dem Weg nach Sibirien – zuletzt mit 55 Kilometern pro Jahr.

Nordpol

Wanderung des magnetischen Nordpols nach Osten (grüner Punkt: 2020) und die Abweichungen vom geografischen Pol. Quelle: NOAA/NCEI

Das Magnetfeld der Erde wird größtenteils durch den stark eisenhaltigen äußeren Erdkern bestimmt – und der ist flüssig und bewegt sich. Es kann sich abschwächen, das tut es zur Zeit,  oder sogar umkehren, letzteres geschah zuletzt vor 780 000 Jahren.  Warum der magnetische Nordpol aktuell so schnell seine Position verändert, darüber können selbst Fachleute zurzeit nur Vermutungen anstellen – Ciaran Beggan geht im Guardian von einer Art Jetstream im Erdkern aus.  Jedenfalls sind die Veränderungen so groß geworden, dass in diesem Jahr bereits ein neues World Magnetic Model veröffentlich wird, obwohl das nach dem bisherigen Fünf-Jahres-Rhythmus eigentlich erst für 2020 geplant war. Dieses Modell verzeichnet die Abweichungen (Deklination) von geografischem und magnetischem Pol und ist damit essentiell für die genaue Navigation.  Das Modell-Update wird von amerikanischen und britischen Wissenschaftlern gemeinsam erstellt (United States’ National Geospatial-Intelligence Agency (NGA),  United Kingdom’s Defence Geographic Centre).

Kompass trotz GPS gefragt

Wozu noch Magnetkompass, wenn es doch GPS gibt? In den meisten GPS-Geräten und Smartphones befindet sich dennoch ein elektronischer Kompass. Das GPS benötigt mehrere Messungen, funktioniert nur in Bewegung und kann auch mal verdeckt sein. Südlich von 55 Grad Nord ergebe die Veränderung keinen großen Unterschied, heißt es im Guardian. Rückt man dem Pol jedoch näher, ist es durchaus von Bedeutung, ob die Nadel nach Kanada oder nach Sibirien zeigt und ob die Abweichung (Deklination) vom geografischen Nord-Punkt nach aktuellem Stand berechnet wird.

 Auch auf die Sichtbarkeit des Polarlichtes kann sich laut Guardian die Veränderung auswirken, denn dieses erscheint im Polarlichtoval rund um den magnetischen Pol. Auch am Südpol ändert sich dessen Position – aber nicht so stark wie im Norden.

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