Das Luftschloss von Haparanda hat sich aufgelöst

Haparanda (Schweden). Die Grenze zwischen Finnland und Schweden, zwischen Tornio und Haparanda, ist kunstvoll gestaltet. Mit einem Brunnen, Sitzmöglichkeiten, ein Ort der Begegnung. Auf finnischer Seite befindet sich dort ein Einkaufszentrum mit Kino. Auf schwedischer Seite ein wassergefülltes Loch mit Betonpfeilern – Relikte des Plans für das Barents Center, der sich nun endgültig erledigt hat.

Barents Center

Auf dieser mit Wasser gefüllte Fläche hätte das Barents Center in Haparanda entstehen sollen. Rechts die Grenze zu Tornio/Finnland.

Darum ging es ursprünglich mal: Investor Mikael Fahlander hatte einen Mega-Komplex versprochen: Hotel, Multiarena, Schule, Geschäfte und natürlich Arbeitsplätze. 2020 sollte alles stehen. Anfangs müssen die Versprechungen sehr verlockend geklungen haben. Die Kommune Haparanda verkaufte ihm den Grund für 48 Millionen Kronen und unterschrieb einen Mietvertrag für 25 Jahre für Schule und Sportarena – ohne Ausstiegsklausel, es sei denn, der Bau ist nicht fertig. 2014 war der erste Spatenstich für das Barents Center. Seitdem hat sich an der Fläche nicht viel verändert, außer das Wasser, je nach Jahreszeit.

Ingvar Kamprad war vielleicht der erste, der das Potential von Haparanda sah – und dort gegen den Rat seiner Fachleute den nördlichsten IKEA hinsetzen ließ, in Sichtweite der Grenze zu Finnland. Doch Kamprad setzte nicht nur auf Schweden und Finnen, sondern auch auf Norweger und Russen – und sie kamen.

Brunnen Victoriaplatz

So schön kann eine Grenze sein: Victoriaplatz, Haparanda/Tornio

Der Plan von Mikael Fahlander ging dagegen nicht auf, obwohl er anfangs zumindest in der Kommune genügend Leute dafür begeistern konnte.  Dort hat inzwischen das Personal gewechselt, es ist Ernüchterung eingekehrt. Der Platzbedarf der Kommune ist gar nicht so groß. Potentielle Ladenmieter fürchteten vermutlich, zuwenig vom Kunden-Kuchen abzubekommen angesichts der Angebotes, das es inzwischen auf finnischer und schwedischer Seite gibt. Bereits im Sommer hatte die Eigentümergesellschaft den Plan aufgegeben und versuchte, die Fläche zu verkaufen, wie NSD damals meldete.

Nun kann die Kommune Haparanda den Schlussstrich ziehen: Man habe den Vertrag mit der Östermyra Bruk AB aufgelöst, da diese ihre Verpflichtung nicht erfüllt und den Bau des Barents Centers rechtzeitig begonnen habe, heißt es auf der Internetseite der Kommune. Kommunalrat Peter Waara zeigt sich dabei erleichtert, betont aber, dass die Kommune an dem Projekt nicht verloren habe. Allerdings habe die Unsicherheit darum dazu geführt, dass die Planung der zukünftigen Schulstruktur sich verzögert habe.

Susanna Sivonen

Durch die Zeiten – Kunstwerk von Susanna Sivonen

Der Grenzstreifen selbst ist dagegen jüngst um ein Schmuckstück reicher geworden: Die Kommune Haparanda und die Region Norrbotten schenkten Nachbarkommune Tornio ein Kunstwerk zur 100.jährigen Unabhängigkeit Finnlands. Es ist eine Art Sonnenuhr, die mit einem Fuß (Herrenstiefel) in Schweden und mit dem anderen (Damenschuh) in Finnland steht. Darüber schwebt in Finnisch, Schwedisch und Englisch die Inschrift, die nachts auch leuchtet. Geschaffen hat es die aus Haparanda stammende Künstlerin Susanna Sivonen, die inzwischen in Oulu lebt. Der Titel: Läpi Aikojen/Genom Tiderna/Through the Ages. „Die Skultur vereint zwei Länder, zwei Städte, eine gemeinsame Kulturgeschichte und Menschen, die ihre Zeit gemeinsam verbringen“, heißt es in der Erklärung dazu. Vielleicht findet sich ja gemeinsam auch eine sinnvolle Anwendung für das wassergefüllte Loch nebenan.

Mehr zur Vorgeschichte des Barents Centers:

Barents Center – das Luftschloss von Haparanda

Dieser Beitrag wurde unter Finnland, Gesellschaft, Kunst, Schweden veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert