Covid-19: Schweden vor Veränderungen – Finnland schottet sich stärker ab

Schweden/Finnland. Schweden ist aktuell das nordische Land mit den meisten Covid-19-Todesfällen pro Kopf. Die Regierung hat nun mit der Opposition um eine Vollmacht verhandelt, um bei Bedarf schnell weiterreichende Maßnahmen anordnen zu können. Und Finnland stoppt den Grenzverkehr fast komplett, um einen Virusimport aus Schweden zu verhindern.

Haparanda Corona

Plötzlich wieder eine Grenze: Victoriaplatz, Haparanda/Tornio

591 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 verzeichnete Schweden (10 Millionen Einwohner) gestern, Finnland (5,5 Millionen Einwohner) zählte 34. Finnland war anfangs weniger betroffen gewesen, abgesehen von der Hauptstadtregion. Trotzdem hat die Regierung umfangreiche Maßnahmen ergriffen: Seit dem 19. März sind die Grenzen geschlossen, es gilt für jeden Rückkehrer aus dem Ausland Quarantänepflicht, Universitäten sind geschlossen, Schulen größtenteils.

„Senioren schützen“ hat nicht funktioniert

Corona Ica

Erst lesen, dann einkaufen. Verhaltensregeln und Volksaufklärung im schwedischen Supermarkt.

Die schwedischen Einschränkungen sind bekanntlich  sehr viel milder. Schulen und Kitas sind geöffnet. Lediglich Oberstufen und Universitäten sind auf Fernunterricht umgestiegen. Ein Argument für offene Schulen war, dass sonst die Eltern an wichtigen Arbeitsplätzen fehlen würden, und dass man verhindern wolle, dass die Großeltern die Kinderbetreuung übernehmen. Denn diese seien durch Covid-19 besonders gefährdet.  Ältere Menschen sollten besonders geschützt werden. Genau das ist aber offenbar nicht gelungen. In der Region Stockholm gab es Coronafälle in 121 Seniorenheimen, 159 Bewohner aus verschiedenen Seniorenheimen dort sind bereits gestorben.

Seit Ende vergangener Woche hat die schwedische Regierung mit der Opposition um eine Art Vollmacht verhandelt, kurzfristig zur Bekämpfung des Virus weitergehende Maßnahmen als bisher anordnen zu können. Denn das schwedische Infektionsschutzgesetz gibt nur beschränkte Möglichkeiten. Gestern legte die Regierung nun einen Entwurf vor, der in der Vorberatung die Zustimmung der Fraktionsführer fand. Sämtliche Entscheidungen müssen im Nachhinein dem Parlament vorgelegt werden. Diese „Vollmacht“ soll ab dem 18. April bis Ende Juni gelten. Der Regierung wäre es dann möglich, Restaurants, Einkaufszentren, Fährterminals oder Ähnliches zu schließen.

Risiko Grenzpendeln?

Tornio dicht

Nebenstraßen von Haparanda nach Tornio sind gesperrt und bewacht,

Finnland hat bekanntlich seine Hauptstadtregion abgeriegelt, da diese besonders betroffen ist. Auch die bisherigen Grenzregelungen zu Schweden und Norwegen wurden nun verschärft. Bisher war die Grenzquerung zum Arbeitsplatz noch problemlos möglich. Doch der Infektionsschutzarzt in Finnisch Lappland sah im Pendeln nach Schweden ein Risiko. Dies trifft vor allem die Region am Tornefluss, wo die Grenze aus dem Alltag der Menschen praktisch verschwunden war. Die schwedische Region Norrbotten warb massiv dafür, Arbeitspendeln weiter zuzulassen, da sonst allein in Haparanda 130 angestellte Pflegekräfte nicht mehr zur Arbeit kommen könnten. Dieser Wunsch wurde erhört: „Wichtige“ Arbeitspendelei über den Tornefluss ist unter strengen Auflagen weiter zugelassen. Das gab die finnische Regierung gestern bekannt. Aushilfen zählen aber nicht mehr dazu.

Kein schwedisches Personal für Åland

Für die Ålandinseln gibt es solche Regelungen nicht mehr. Die etwa zehn Ärzte und 30 Pflegekräfte, die bisher mit der Fähre aus Schweden auf die schwedischsprachigen finnischen Inseln mit Autonomiestatus pendelten, werden künftig nicht mehr zur Arbeit kommen können. Es soll schwedischsprachigen Ersatz aus Festland-Finnland geben. Åland wird künftig auch nur noch von Finnland aus erreichbar sein. Sämtlicher Passagierverkehr mit Fähren zwischen Schweden und Finnland wird eingestellt. Das betrifft auch den Passagierverkehr nach Deutschland oder Estland. Zwischen Umeå und Vaasa wird nur noch Fracht fahren. Die neue Regelung wird bis zum 13. Mai gelten.

Zu Haparanda und Tornio vor Corona:

Haparanda-Tornio: Vom Leben am Nordzipfel der Ostsee

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