Finnland/Schweden/Norwegen. Die Qualitäten von Vaasas Nachleben waren möglicherweise bisher noch nicht so bekannt. Nun muss sich die Hafenstadt in der Region Österbotten mit dem unrühmlichen Titel als Finnlands Corona-Hauptstadt herumärgern. Partys gab es allerdings auch im schwedischen Uppsala oder im norwegischen Trondheim. Ein Update zur Corona-Lage in den drei großen nordischen Ländern.
Finnland: Eigentlich gehört Finnland mit einer 14-Tage-Inzidenz von 51,7 zu den Ländern in Europa, in denen das Coronavirus vergleichsweise wenig verbreitet ist. Wäre da nicht die Hauptstadtregion mit den meisten Fällen in absoluten Zahlen und Vaasa mit der höchsten Inzidenz – mehr als 350 pro 100 000 Einwohner in 14 Tagen. Es begann wohl mit feiernden jungen Leuten, inzwischen gab es auch Fälle in Seniorenheimen. Es gelten deshalb strenge lokale Regeln, das Theater hat geschlossen, ältere Schüler bekommen wieder Fernunterricht. Die gesamte Region Österbotten wurde vor kurzem vom deutschen RKI zum Risikogebiet erklärt. Andere Regionen in Finnland sind nur wenig betroffen, und Kainuu hatte die vergangenen 14 Tage gar keinen Fall. Bisher ist das Gesundheitssystem nur wenig belastet – in ganz Finnland sind 62 Personen im Krankenhaus und sieben davon auf der Intensivstation.
Schweden: Feiernde junge Leute werden auch für den Ausbruch in der Region Uppsala verantwortlich gemacht, wo die 14-Tage- Inzidenz inzwischen bei 200 pro 100 000 Einwohner liegt, verglichen mit 99 pro 100 000 Einwohner in ganz Schweden. In Uppsala werden nun erstmals für zwei Wochen lokale Empfehlungen eingeführt, die noch etwas deutlicher sind als die allgemeinen Regeln, die seit März gelten. Konkret wird dabei von Partys und überhaupt jeglicher Art von persönlichen Treffen mit näherem Körperkontakt außerhalb der Familie abgeraten. Das Ziel ist, dass die Leute sich wieder so vernünftig verhalten wie im April. Verpflichtend ist die in Schweden neue Familienquarantäne. Das RKI hat Uppsala, Stockholm, Jämtland und Örebro zu Risikogebieten erklärt. Bisher werden keine Kapazitätsprobleme aus den Krankenhäusern gemeldet. In ganz Schweden benötigen aktuell 31 Personen wegen Covid-19 Intensivmedizin im Krankenhaus, was eine leichte Steigerung bedeutet. Es gibt vereinzelte Todesfälle, aber keine steigende Tendenz.
Norwegen: In Trondheim wurden 800 Menschen in Quarantäne geschickt, nachdem sie die Bar Lille London besucht hatten. Dort hatten sich vier junge Leute aufgehalten, die sich später als infiziert erwiesen. Schlagzeilen machte die Bar aber auch, weil es sich bei dem Virustyp um eine Mutation handelt, die bisher noch nirgends so aufgetreten war. Insgesamt gehört Norwegen zurzeit zu den Ländern mit der geringsten Virusverbreitung in ganz Europa, mit einer 14-Tage-Inzidenz von 37,5 pro 100 000 Einwohnern. In der nördlichsten Region Troms und Finnmark ist die Lage trotzdem gerade angespannt. Das Universitätskrankenhaus in Tromsø ist schon länger durch viele Fälle belastet und in Hammerfest gab es einen Corona-Ausbruch im Krankenhaus. Dort sind vier Patienten und 14 Angestellte infiziert. 112 Krankenhausangestellte sind deshalb in Quarantäne, und es fehlt an Personal. Patienten werden nun ins Krankenhaus nach Kirkenes und ins Gesundheitszentrum in Alta verwiesen. Insgesamt liegen in Norwegen 29 Patienten mit Covid-19 im Krankenhaus, drei davon werden invasiv beatmet.
Frühere Artikel zum Thema: