Schwedens neuer alter Kurs durch den Corona-Winter

Schweden.  Kein Überblick mehr bei den ständig neuen Corona-Regeln? Schweden haben es einfacher: Dort hat sich an den Regeln nämlich seit Ende März nicht viel verändert. Gerade gab es allerdings ein paar Korrekturen. Ein Update.

Schild Corona-Sommer Luleå

Corona-Sommer in Luleå.

Rückblick: Ende März begrenzte die schwedische Regierung die Obergrenze für Veranstaltungen auf 50 Personen. Andere Länder waren da längs im Lockdown und das Virus in Schweden schon weit verbreitet – muss man vermuten, denn die Tests reichten damals nur für die Verdachtsfälle in den Krankenhäusern. Es gab ein Besuchsverbot in den Altenheimen, um die Bewohner zu schützen, was nicht überall gelang.  Die Einwohner wurden beschworen, Abstand zu halten, Hände zu waschen, zuhause zu arbeiten, wenn möglich, und  bei Symptomen auf alle Fälle zuhause zu bleiben. Es gab außerdem den Appell, möglichst nicht zu reisen. Die meisten hielten sich damals an diese Empfehlungen, und das hatte auch Wirkung. Es dauerte allerdings trotzdem, bis die Zahl der täglichen Toten und die Belegung der Intensivstationen sank. Insgesamt sind in Schweden inzwischen 5894 Menschen mit Covid-19 gestorben, seit Ende Juli allerdings nur noch wenige bis gar keine täglich. Und während in anderen Ländern die Zahlen schon wieder stiegen, war der September in schwedischen Intensivstationen zumindest in Sachen Covid so ruhig wie nie zuvor.

Ende des Besuchsverbots, Streit um 50-Personen-Obergrenze

Die Reisebeschränkungen wurden passend zu den Sommerferien aufgehoben, mit der Ermahnung, sich auch im Urlaub an die Infektionsschutzregeln zu halten. Das Besuchsverbot in den Altenheimen wurde nun zum 1. Oktober aufgehoben. Die Menschen hätten ein Recht darauf, Besuch zu empfangen. Man setzt darauf, dass die Heime inzwischen genug Routine haben, um dafür sichere Lösungen zu finden. Auch die Obergrenze von 50 Personen war in der Diskussion. Der Komiker und Autor Jonas Gardell hatte sogar den Rücktritt der Kultur- und Sportministerin Amanda Lind gefordert, da diese sich zuwenig für die Künstler einsetze. Der Unmut entzündete sich auch daran, dass Restaurants und Läden dieser Beschränkung nicht unterliegen, sofern sie genug Platz haben. Für Restaurants gibt es eigene Corona-Vorschriften.

Auch in Schweden steigen die Infiziertenzahlen wieder

Handsprit MS Langas

Niemals ohne „handsprit“ – hier am Steg der MS Langas in Kebnats im Sommer.

Ein Entwurf für Ausnahmen von der 50-Personen-Regel für Kultur- oder Sportveranstaltungen wurde ausgehandelt – und doch nicht umgesetzt. Denn auch in Schweden steigen die Infiziertenzahlen wieder. Bisher hat das noch keine deutlichen Folgen gehabt, doch laut der jüngsten Pressekonferenz suchen wieder mehr Covid-19-Patienten Hilfe im Krankenhaus. Die 14-Tage-Inzidenz von Schweden liegt inzwischen bei 68,8 pro 100 000 Einwohner. Die Entwicklung ist allerdings regional sehr unterschiedlich. Uppsala und Stockholm haben aktuell die meisten Neuinfizierten (mehr als 50/100 000 in der 40. Woche). Aber auch in Norrbotten stiegen die Zahlen wieder. Jokkmokk ist mit einer rechnerischen  Inzidenz von 30 auf 10 000 Einwohner in der 40. Woche sogar „Spitzenreiter“ in Schweden – so viele Einwohner hat der Ort allerdings gar nicht. 15 Personen wurden infiziert, nachdem jemand mit Corona auf eine Vereinsversammlung gegangen war. 26 Fälle gab es in Luleå, das allerdings auch viel größer ist. Norwegen hat jedenfalls nun seine Grenzen auch für Leute aus Norrbotten wieder geschlossen. Die Einreise nach Schweden ist für alle EU/EFTA/GB-Einwohner weiterhin erlaubt.

Neu: Familienquarantäne

Um die Covid-Infektionen über den Winter in Schach zu halten, hat die Gesundheitsbehörde nun auch eine Art Familienquarantäne eingeführt – wer mit Infizierten zusammenwohnt, darf eine Woche lang nicht in die Arbeit gehen, ältere Jugendliche nicht in die Schule. So streng wie die Quarantänevorschriften anderswo sind diese allerdings nicht. Jüngere Kinder dürfen beispielsweise in die Kita oder in die Schule gehen, sofern sie nicht selbst krank sind. Dass dies nicht schon im Frühjahr eingeführt wurde, begründete Staatsepidemiologe Anders Tegnell mit Personalmangel – für die Kontaktverfolgung und weil es zu viele Leute betroffen hätte, die dann gefehlt hätten. Eine verpflichtende Quarantäne für andere Kontakte gibt es zurzeit nicht, sie sollen sich aber abseits halten und auf Symptome achten.

Eishockeymannschaften scheinen übrigens von Covid-19 besonders häufig betroffen – nicht nur in Schweden, sondern auch in Finnland. Die Gesundheitsbehörden der beiden Länder forschen nun gemeinsam an der Ursache: Sind Umkleideräume der „Tatort der Ansteckung“ – oder ist es doch das Eis?

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