Schweden. Vor vier Jahren fiel das Girjas-Urteil – die Rentierhalterkooperative Girjas Sameby bekam das alleinige Recht zugesprochen, Angeln und Kleintierjagd in seinem Gebiet zu verwalten. Als Folge daraus gab die damalige Regierung eine Untersuchung in Auftrag, die die Ansprüche der anderen Kooperativen einschätzen und einen Gesetzesvorschlag erarbeiten sollte. Der erste Teilbericht dieses „Renmarkskommittés“ kam 2023 – und erhielt Kritik von vielen Seiten. Nun hat die Regierung das Komitee vorzeitig aufgelöst.
Die zentrale Aussage des Berichts ist, dass andere Rentierhalterkooperativen vergleichbare Rechte auf die Verwaltung von Jagd und Angeln in ihren Gebieten geltend machen könnten wie Girjas Sameby. Dies treffe insbesondere auf die in Norrbotten und Västerbotten zu. Die historische Entwicklung in Jämtland und Dalarna sei etwas anders gewesen. „Es hat sich gezeigt, dass es politisch schwierig ist, das zu akzeptieren“, so der Vorsitzende des Komitees, Eric M. Runesson, Richter am Obersten Gericht, zu SVT über das vorzeitige Ende der Arbeit.
Vorteil Selbstverwaltung
Girjas Sameby hatte in einem langen Rechtsstreit schließlich seine „Praxis seit Urzeiten“ und das daraus entstehende Recht als Urvolk geltend machen können. Das Recht auf Verwaltung der Jagd war ihnen (und allen anderen Rentierhalterkooperativen) bei einer Reform 1993 genommen worden. Es geht dabei immer nur um staatliche Flächen oberhalb der Anbaugrenze. Für Girjas Sameby besteht der Gewinn vor allem darin, Jäger und Angler nur dort zuzulassen, wo sie gerade die Rentiere nicht stören. Außerdem fällt ihnen nun die volle Gebühr zu, während sie früher nur einen Teil davon erhielten. Girjas Sameby vergibt nur Lizenzen an Jäger aus Norrbotten.
Fünf Samebys folgen Girgas und haben geklagt
Der Bericht ist rund 800 Seiten lang und beleuchtet das Thema äußerst gründlich. Zum Komitee gehörten Politiker, Betroffene und weitere Sachverständige. Es werden mögliche Schritte und Optionen für die künftige Verwaltung der Jagd und des Angelns auf staatlichem Rentierland beschrieben. Für Rentierhalter aus Norrbotten und Västerbotten war dies nicht genug: Fünf weitere Samebys – Talma, Sirges, Unna Tjerusj, Baste und Ran – sind inzwischen dem Weg von Girjas gefolgt und haben Klage eingereicht.
Andere sind aus anderen Gründen unzufrieden: Das Militär will sich seine Übungsflächen nicht nehmen lassen, Jäger und Tourismusunternehmer befürchten Einschränkungen und mancher Politiker bemängelte den Fokus auf das Recht der Samen und wollte auch andere Interessen präsentiert sehen. Deshalb hat die Regierung das „Renmarkskommitté“ nun aufgelöst – und ein neue Untersuchung angekündigt.
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