Untätig nach Girjas-Urteil: Vier Samebys verklagen Schweden

Schweden. Vor vier Jahren fällte Schwedens höchstes Gericht das sogenannte „Girjas-Urteil“ und sprach der lokalen Rentierhalterkooperative Girjas Sameby das alleinige Recht auf Verwaltung der Kleinwildjagd und des Angelns in ihrem Gebiet zu. Doch die Hoffnung vieler anderer Rentierhalter, dass dies zukünftig auch für sie gelten würde, erfüllte sich nicht. Vier nordschwedische Samebys kündigten nun in einem Debattenartikel an, den Staat verklagen zu wollen. Darüber berichtete auch SVT.

Sápmi Flagge

Flagge von Sápmi

Das Girjas-Urteil war ein  echter Sieg der Samen – erstmals wurden ihre historischen Rechte nicht nur anerkannt, der Status wurde auch mit konkreten Befugnissen verknüpft. Dies ermöglichte es Girjas Sameby, die Kleinwildjagd besser mit den Bedürfnissen der Rentiere zu koordinieren. Sie vergeben nun selbst die Jagdrechte und Angelscheine in ihrem Gebiet.  De facto ergaben sich daraus aber eingeschränkte Jagdzeiten, was unter den Jägern zu Unzufriedenheit führte.

Auf der Suche nach neuen Regeln

Seit dem Sommer 2021 arbeitet nun das von der damaligen Regierung beauftragte „Renmarkskommitté“ daran, Fragen rund um das Thema Rentierhaltung zu klären und einen Entwurf für ein neues Rentierhaltungsgesetz zu schaffen – in dem auch die Frage der Jagdverwaltung angesprochen werden sollte. In seinem ersten Teilbericht im Sommer 2023 kommt der Ausschuss zu dem Schluss, dass die Grundlagen, die zum Girjas-Urteil führten, auch auf andere Samebys in Norrbotten und Västerbotten zuträfen – also ein historisch begründetes Recht auf Verwaltung der Kleinwildjagd und der Angelrechte. In Jämtland und Dalarna sei die Situation eine andere.

Grundlagen wie in Girjas auch anderswo

Trotz dieses Schlusses sei der Gesetzgeber nicht aktiv geworden, beklagen nun die Rentierhalterkooperativen Sirges, Unna Tjerusj, Baste (Norrbotten) sowie Ran (Västerbotten in dem Debattenartikel in Dagens Nyheter und kündigten an, dies nun gerichtlich beim schwedischen Staat einzuklagen.

Jägerverbund nicht zufrieden

Norrbottens Jägerverbund ist darüber erwartungsgemäß nicht glücklich und auch von der bisherigen Arbeit des Renmarkskommitté enttäuscht. „Wir wollen eine Lösung, die sich daran orientiert, wie die Gesellschaft heute aussieht, nicht nur historisch, so der Vorsitzende zu SVT.

Zum Girjas-Urteil: Nach 10 Jahren: Sieg für Girjas Sameby vor dem Höchsten Gericht

Hintergrund zum Thema: Sápmi – das Land der Samen

 

Dieser Beitrag wurde unter Geschichte, Gesellschaft, Sápmi, Schweden veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert