Großbritannien/Island. Der isländische Künstler Odee hat den Rechtsstreit gegen den Fischereikonzern Samherji verloren. Odee hatte eine Webseite im Stil Samherjis gestaltet und dort „We´re sorry“ verkündet – die Entschuldigung nach dem Skandal um Bestechung und Fischereiquoten in Namibia. Er hatte auch Pressemitteilungen verschickt. Dagegen hatte der Konzern wegen Verletzung der Markenrechte und böswilliger Falschaussage geklagt. Das Gericht gab nun Samherji recht: Odees Website habe zu echt ausgesehen.
Der isländische Konzern hatte den Künstler in Großbritannien angeklagt, da die von Odee gestaltete Website die Endung co.uk hatte. Odees „We´re sorry“ -Aktion im Stil der Yes Men machte darauf aufmerksam, dass der Konzern für die Straftaten in Namibia bisher nicht die Verantwortung übernommen hat. Ans Licht gekommen waren diese damals über einen Whistleblower und WikiLeaks in Kooperation mit internationalen Medien – die „Fishrot Files“.
Nach Ansicht des Richters, so ist dem Urteil zu entnehmen, wurden Logo und Corporate Design auf Odees Fake-Seite nicht ausreichend verändert, um als Satire erkennbar zu sein. Logo und Design der Seiten hätten den Zweck gehabt, der Botschaft Glaubwürdigkeit zu verleihen und damit den Betrachter zu täuschen und dem Konzern zu schaden. Eine Verhandlung über die materielle Seite des Schadens steht noch aus (weitere Quellen: The Guardian, Iceland Review).
Yes Men als Vorbild
Odee Friðriksson, der seinen Künstlernamen inzwischen offiziell als Vornamen trägt, hatte auf das Recht der freien Meinungsäußerung und sein künstlerisches Konzept verwiesen sowie auf die Yes Men als Vorbild. Die Aktion war auch ein Teil seiner Bachelor-Arbeit in Island. Ein Vermittlungsangebot hatte er zuvor abgelehnt. Das Gerichtsverfahren soll dem Thema Reichweite verschaffen.
Auf seiner Website schreibt er: „Dieser juristische Kampf geht nicht nur um mich, es geht darum, die freie Meinungsäußerung zu verteidigen und die Rolle der Kunst dabei, mächtige Akteure zur Verantwortung zu ziehen.” Dort ist auch der Link zu seinem Go-Fund-Me-Projekt zu finden.
Ermittlungen zum Skandal auf Island weiter schleppend
Während in Namibia bereits Beteiligte an dem Skandal vor Gericht gestellt wurden, laufen die Ermittlungen auf Island weiterhin schleppend, und der Samherji-Geschäftsführer Þorsteinn Már Baldvinsson ist nach einer kurzen Auszeit weiterhin im Amt.
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Ein anderes aufsehenerregendes Projekt von Odee war „Mom Air“:
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