Reykjanes (Island). Der lange erwartete Vulkanausbruch ist schon wieder vorbei. Dienstagvormittag gegen 9.45 Ortszeit war die erste Lava an der Oberfläche erschienen, schon am Abend war überirdisch keine Aktivität mehr zu sehen. Unterirdisch hatte sich allerdings ein 20 Kilometer langer Magmatunnel gebildet, der sich bis auf drei Kilometer der Hauptstraße Reykjanesbraut näherte. Es gilt inzwischen aber nicht mehr als sehr wahrscheinlich, dass sich dort noch eine neue Spalte öffnet. Darüber berichteten RÚV und der isländische Wetterdienst (Veðurstofa).

Ausbreitung der neuen Lava (lila), Quelle Veðurstofa Íslands, auf Basis von Messungen aus der Luft von Náttúrufræðistofnun
Grindavík hat wieder einmal Glück gehabt: Zwar hatte sich sogar innerhalb des Schutzwalls eine Spalte geöffnet, doch es floss nur wenig Lava, die nie die Häuser erreichte. Schäden gibt es aber wieder einmal durch die heftigen Erdbewegungen, ausgelöst durch die Bildung des Magmatunnels. Erdbeben schüttelten die gesamte Halbinsel auch gestern noch kräftig, wurden aber langsam schwächer.
Die Eruptionsspalte war in ihrem Maximum 1200 Meter lang. Nach Berechnungen des Wetterdienstes aufgrund von Messungen aus der Luft flossen etwa 0,4 Millionen Kubikmeter Lava – vergleichsweise wenig, das geringeste Volumen aller bisherigen Ausbrüche dieser Serie.
Das meiste Magma floss in den Magmatunnel

Erdbebenkarte 2. April 18.30 Uhr, von 48 Stunden auf Reykjanes. Die grünen Sterne markieren Beben über Stärke 3. Quelle Veðurstofa Íslands
Die Landoberfläche am Messpunkt Svartsengi ist aber um 25 Zentimeter gesunken, wie der Wetterdienst berichtet. Die Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass rund 90 Prozent des unter Svartsengi angesammelten Magmas in den 20 Kilometer langen Magmatunnel geflossen sind. Es ist der längste seit Beginn der Ausbruchsserie im November 2023. Der Magmafluss hatte am Dienstagmorgen gegen 6.30 Uhr Ortszeit unter heftigen Erdbeben begonnen. Der Magmatunnel weitete sich noch bis abends gegen 21 Uhr Richtung Nordosten aus, wie der Wetterdienst berichtet, darauf gehen auch die fortgesetzten Erdbeben zurück. Der Tunnel endet vermutlich nördlich des Berges Keilir, nur etwa drei Kilometer entfernt von Reykjanesbraut, der Hauptstraße zum Flughafen.
Weitere Eruption in den nächsten Tagen unwahrscheinlich
Aufgrund dieses Tunnels, in dem das Magma noch nicht komplett erstarrt ist, und aufgrund der andauernden, wenn auch schwächer werdenden Beben waren die Wissenschaftler gestern noch vorsichtig und wollte keine komplette Entwarnung für dieses Mal geben. Es gilt jedoch als zunehmend unwahrscheinlich, dass in den nächsten Tagen noch einmal Lava an die Oberfläche kommt. Wie es danach weitergeht – ob sich die Magmakammer unter Svartsengi wieder füllt – wird sich zeigen.
War es die letzte dieser Serie?
Dass es zuletzt immer länger dauerte, bis sich die Magmakammer füllte und es zu einem Ausbruch kam, hatten Wissenschaftler schon als Indiz dafür gesehen, dass sich die Ausbruchsserie dem Ende zuneigt. Das würde diejenigen Grindavíker freuen, die in die Stadt zurückkehren wollen.
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