Zum samischen Nationaltag: Über Rechte und Nutzungskonflikte

Jokkmokk (Schweden). Heute ist der samische Nationalfeiertag, der in allen vier Ländern – Schweden, Norwegen, Finnland und Russland – gefeiert wird. Passend dazu startet heute auch die 420. Auflage des samischen Wintermarktes in Jokkmokk (Programm hier). Neben dem Markt selbst und kulturellen sowie touristischen Events gibt es auch wieder Veranstaltungen, die sich mit den Themen beschäftigen, die aktuell das höchste Konfliktpotenzial haben: Gruben und Klimawandel.

Jokkmokks Marknad

Rentiere auf dem Wintermarkt von Jokkmokk

Amnesty International brachte vor kurzem einen Bericht zu Sápmi heraus: „Just transition or ‚Green colonialism‘?“ Untersucht wird dabei, inwieweit die Rechte der Samen als Urvolk in Norwegen, Schweden und Finnland bei der Etablierung von Windparks oder neuen Gruben gewahrt werden. Aus allen drei Ländern gibt es jeweils eine Fallstudie: In Norwegen die Windparks auf der Halbinsel Fosen, die schon stehen, und wo selbst das norwegische Oberste Gericht letztlich geurteilt hat, der Genehmigungsprozess sei fehlerhaft gewesen. In Finnland und Schweden geht es jeweils um die Genehmigungsverfahren von Bergbauprojekten, die aber noch nicht mit dem Abbau begonnen haben (Käsivarsi und Rönnbäck). Amnesty bemängelt, dass es in allen drei Ländern an Schutzmechanismen fehle, die sicherstellten, dass Entscheidungsträger wirklich die Zustimmung der Betroffenen bei Projekten suchten, die ihren Alltag massiv beeinträchtigen.

Fortschritte, aber weiterhin Defizite

Alta-Kautokeino-Protest

Lasst den Fluss leben – Erinnerung an die Proteste gegen den Kraftwerksbau, die “ Alta-Kautokeino-Sache“, im Museum von Alta.

Nun haben sich die Verhältnisse zwar deutlich geändert im Vergleich zum vergangenen Jahrhundert, als beispielsweise in Nordschweden am Luleälven die Wasserkraft massiv ausgebaut wurde. Dafür wurden nicht nur samische Siedlungen unter Wasser gesetzt, sondern auch dem namensgebenden Wasserfall im ersten Nationalpark Stora Sjöfallet das Wasser entzogen. Später, in Nordnorwegen, ging es schon nicht mehr so ruhig ab – der Widerstand gegen den Dammbau bei Alta ist legendär. Dass es immer noch Defizite gibt, zeigte gerade das Beispiel Fosen.

Nutzungskonflikte um Land, das nicht so unendlich ist, wie es scheint

Heute lebende Samen, insbesondere diejenigen, die noch Rentiere halten, stecken in der Zwickmühle: Einerseits erleben sie die Veränderung des Klimas direkt. Ihre Tiere sind die Leidtragenden, wenn es beispielsweise  wieder mal im Winter regnet und sich eine Eisschicht bildet, die Rentierhufe nicht durchdringen können. Andererseits beeinträchtigen Windkraftwerke die Weidemöglichkeiten – und erst recht die Gruben. Das Land, das Touristen so groß und leer scheint, ist inzwischen schon ziemlich aufgeteilt und nicht jede Nutzung ist mit einer anderen kompatibel.

Veranstaltungen zum Thema in Jokkmokk

  • Heute gibt es in Jokkmokk ein Seminar zum Thema Nutzungskonflikte zwischen Rentierhaltung und Gruben und wie diese durch Planung gerecht zu lösen sein könnten. Dazu präsentieren Forscher der Universitäten Luleå und Uppsala sowie der schwedischen Landwirtschaftsuniversität die Ergebnisse des Projektes Scaling Up.
  • Politologe Daniel Fjellborg von der Universität Luleå spricht am Samstag über den Widerstand gegen Bergbauprojekte, insbesonderen über den gegen die Grube in Kallak/ Gallók im Vergleich zu solchen in anderen Erdteilen.
  • Klimawissenschaftler Keith Larson, Director des Artic Centre der Universität Umeå und bekannt für seine Arbeit in Abisko, spricht am Samstag über die Antwort der Gesellschaft auf den Klimawandel – und darüber, ob die „Grüne Umstellung“ unsere Rettung ist oder alles schlimmer macht.


Mehr zum Thema:

Sápmi – das Land der Samen

Zum Ausbau des Luleälven:

 

 

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