Uni Kopenhagen streicht Isländisch und Färöisch

Dänemark/Färöer/Island. Als die neue grönländische Regierung ankündigte, auf Englisch statt Dänisch als erste Fremdsprache zu setzen, erregte dies weites Aufsehen und auch Kritik. Doch nun ist es Dänemark, das die sprachliche Verbindung zu seinen nordwestlichen Nachbarn kappen will: An der Universität Kopenhagen soll künftig kein Färöisch und kein Isländisch mehr gelehrt werden – und die Arnamagnäanische Sammlung soll umziehen.

Sprachen

Gemeinsames kulturelles Erbe – kein Platz an der Universität Kopenhagen?

Der Hintergrund sind Sparmaßnahmen, die die Regierung von der Universität verlangt. Dort werden deshalb nun Prioritäten gesetzt: Die Humanistische Fakultät muss künftig auf ein Viertel ihres bisherigen Budgets verzichten. Wahlfächer, die weniger als 30 Teilnehmer haben, sollen ab 2019 nicht mehr stattfinden. Darunter fallen Färöisch und das moderne Isländisch, aber auch Altisländisch, die Sprache der Sagas, sowie Altdänisch.

Dagegen gibt es Protest – von den Inseln und auch aus Dänemark selbst. Die färöische Bildungs- und Kulturministerin hat einen Brief an ihren dänischen Kollegen geschrieben, wie magisterbladet. dk berichtet. Denn für die Färöer hat die Universität Kopenhagen eine besondere Rolle: Es war bisher die einzige Universität außerhalb der Färöer, an der man die kleine Sprache lernen konnte. Zitiert wird auch ein färöischer Folketingabgeordneter, der darauf hinweist, diese Streichung entspreche nicht dem Ziel der dänischen Regierung, die Reichsgemeinschaft (Rigsfælleskab) aus Dänemark, Grönland und den Färöer zu stärken.

Alte isländische Handschriften sind Weltkulturerbe

Mindestens ebenso entsetzt ist man auf Island. Die Bildungsministerin hat sich bereits an ihren dänischen Amtskollegen gewandt und an die Bedeutung des gemeinsamen kulturellen Erbes erinnert.  Modernes Isländisch wird an vielen Orten der Welt gelehrt, auch in Deutschland, in Dänemark allerdings nur in Kopenhagen. Und mit Kopenhagen verbindet Island ein besonderes Kapitel der Vergangenheit: Dort wurden mehr als zwei Jahrhunderte lang die alten isländischen Handschriften aufbewahrt, die der aus Island stammende Professor Árni Magnússon auf der Insel bis zu seinem Tod 1730  gesammelt hatte.  Ein Teil fiel allerdings dem Großbrand in Kopenhagen 1728 zum Opfer.

Handschrift

Alte isländische Handschrift. Foto GDK/ Wikimedia Commons

Rund 700 Handschriften befinden sich immer noch in der Arnamagnäanischen Sammlung in Kopenhagen, die wichtigsten wurden zwischen 1970 und 2000 in die gleichnamige Sammlung in Reykjavik überführt. Die beiden Sammlungen sind auf der UNESCO-Liste für Weltkulturerbe. Zu den Sparmaßnahme gehört laut Kristeligt Dagbladet auch der Umzug der Sammlung in Dänemark aus dem bisherigen Gebäude, wo sie in einem brandsicheren Behälter untergebracht ist. Das macht dem isländischen Botschafter in Kopenhagen bereits Sorgen.

Wer künftig die Kenntnisse erwerben will, um diese Dokumente zu lesen, kann kein eigenes Fach dazu mehr belegen. Im Rahmen des Studienfaches Dänisch soll es laut Uniavisen ein Wahlfach „Nordische Sprachen des Mittelalters“ geben, das alle alten nordischen Sprachen abdeckt.

Der designierte neue Dekan der Fakultät ließ in den genannten Medien noch eine gewisse Hoffnung auf Revision der Beschlüsse erkennen: Möglicherweise entscheide der „Rat für kleine Fächer“, dass diese Sprachen aus nationaler Perspektive wichtig seien, und bewillige dafür eigene Zuschüsse.

Für Lektorin Annette Lassen, die auch für die Arnamagnäanische Sammlung arbeitet,  ist dies der Fall: Dass Isländisch und Altisländisch nicht mehr als eigene Fächer angeboten werden, hieße, dass Dänemark keine eigenen Forscher mehr für diesen Bereich ausbilden könne, der für das Land große kulturelle Bedeutung habe.  In Uniavisen brachte sie ein Beispiel:  „Es war in Kopenhagen, wo der Linguist Rasmus Rask, später Professor an der Kopenhagener Universität, 1811 die erste isländische Grammatik herausgab. Durch das Studium des Isländischen bewies er, dass Dänisch kein deutscher Dialekt ist.“

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