Kirkenes/Moskau. Der Norweger Frode Berg, 62, wird verdächtigt, Spionage betrieben zu haben. Dies meldeten gestern russische und norwegische Medien. Frode Berg war vor zwei Wochen während einer Russland-Reise in Moskau von Geheimdienst FSB verhaftet worden. Damals wurden keine Gründe öffentlich gemacht.
Frode Berg stammt aus Kirkenes und war 24 Jahre lang Inspektor bei der norwegischen Grenzkommission. Diese ist dem Justizministerium unterstellt. Ihre Aufgabe ist es, auf die Einhaltung der russisch-norwegischen Grenz-Vereinbarungen zu achten. Die russisch-norwegische Grenze ist etwa 15 Kilometer von Kirkenes entfernt. Dort befindet sich der einzige norwegisch-russische Grenzübergang Storskog /Boris Gleb.
Berg gilt als jemand, der sich immer für eine gute russisch-norwegische Zusammenarbeit eingesetzt hat. Nach seiner Pensionierung 2014 engagierte er sich beim Roten Kreuz und beim Kulturkollektiv Pikene på Broen, das unter anderem jedes Jahr das Barents Festival in Kirkenes für die ganze Region veranstaltet. Berg hatte auch den neuen norwegischen Grenzzaun als unfeine symbolische Handlung gegen Russland öffentlich kritisiert.
Was zu den Spionagevorwürfen geführt hat, wurde nicht öffentlich bekannt gegeben. Nach einer Quelle von Rosbalt geht es um vertrauliche Dokumente zur russischen Marine. Berg werde in Zusammenhang gebracht mit einem jungen Russen, der vor kurzem wegen Landesverrats verhaftet wurde.
Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass will das Gericht Berg bis zum 5. Februar in Untersuchungshaft behalten.
Vertreter der norwegischen Botschaft konnten ihn laut NRK besuchen und er hat einen russischen Anwalt bekommen.
Geht es eigentlich um Anderes?
Bergs norwegischer Anwalt sagte zu NRK, die Familie könne sich nicht vorstellen, dass Berg Spionage betrieben habe. Auch Rune Rafaelsen, Bürgermeister der Kommune Sør-Varanger, zu der Kirkenes gehört, ist sich sicher: „Frode Berg ist kein Spion“. Und er sagt bei NRK: „Das ist nicht gut für das norwegisch-russische Verhältnis.“
Thomas Nilsen, Redakteur des Barents Observer aus Kirkenes, vermutet im selben NRK-Interview, dass es nicht „Russland“ ist, das der Beziehung mit Norwegen schaden will, sondern speziell der Geheimdienst FSB. Der sei interessiert daran, jene zu diskreditieren, die sich für die norwegisch-russische Zusammenarbeit einsetzen. Er hält den Spionage-Vorwurf für konstruiert.
Nilsen darf zurzeit selbst nicht mehr nach Russland einreisen. Er wurde im März am Grenzübergang gestoppt und steht auf der russischen Sperrliste. Die russische Botschaft hatte damals in einer Stellungnahme darauf hingewiesen, diese Maßnahme sei eine Antwort auf Norwegens Beteiligung an den EU-Sanktionen und weil russische Bürger, die nach Spitzbergen reisen wollten, nun diskriminiert würden. Auch russische Journalisten litten aufgrund der EU -Sanktionen unter Restriktionen.