Schweden: SLU setzt Elch auf die vorläufige Rote Liste

Schweden. Die schwedische Landwirtschaftsuniversität (SLU) hat den Elch auf die vorläufige rote Liste gesetzt. Falls das für Verwunderung sorgt: Tatsächlich ist der Elchbestand über drei Generationen um 28 Prozent geschrumpft – und erfüllt damit das Kriterium der Vorwarnliste. Zwar muss sich nun niemand ersthaft um den König des Waldes Sorgen machen. Die Bestandsschwankung zeigt aber exemplarisch auf, wie eine Tierart auf veränderte Forstwirtschaft reagiert hat – und wie sie zum Streitpunkt zwischen mächtigen Lobbygruppen geworden ist. 

Bäume, Schnee, Elch

Elch im schwedischen Wald

Henrik Thurfjell, zuständig für  Spezies bei der Artdatenbank der SLU, fasst die Geschichte des Elchbestandes so zusammen: Am Anfang des 19. Jahrhunderts waren Elche durch die Jagd fast ausgerottet. Danach wurde die Jagd reguliert, und der Bestand erholte sich. Als die Forstwirtschaft mit der Kahlschlag-Methode begann, seien die jungen Kiefern und Laubbäume genau in Fresshöhe eine ausgezeichnete Futterressource für die Elche gewesen, und der Bestand sei bis in die 1980er Jahre exponentiell gewachsen. Danach sei verstärkt bejagt worden und es gebe auch nicht mehr so viele „junge“ Kahlschlagflächen, sodass sich der Elchbestand stark reduziert habe, auf etwa die Hälfte, verglichen mit den 1980er Jahren. Da Jäger inzwischen nicht nur erlegte, sondern auch nur beobachtete Elche in eine Datenbank eintragen, habe man einen sehr guten Überblick über die Zahl der Tiere. 

Für eine bekannte und im Bestand vom Menschen verwaltete Art wie den Elch gelten andere Rote-Liste-Grenzwerte als für beispielsweise Schmetterlinge oder Feldhamster. Mit 28 Prozent Rückgang in drei Generationen liege die negative Bestandsentwicklung aber immer noch jenseits der 25 Prozent, die für solche Tierarten  als ein Kriterium für die Aufnahme auf die Vorwarnliste gelten. 

Waldbesitzer versus Jäger

In einem anderen Artikel beschreibt Thurfjell den aktuellen Interessenskonflikt rund um den Elch: „Grundeigentümer möchten eine kleine Elchpopulation, um die von Elchen verursachten Weideschäden an jungen Kiefern zu minimieren, während Jäger eine größere Population für eine größere und langfristig nachhaltige Jagdausbeute wünschen.“ 

Monokultur ein Problem

Dass Waldbesitzer möglichst wenig Elche haben wollen, liegt natürlich auch daran, dass eine Monokultur mit jungen Kiefern ein im wörtlichen Sinne „gefundenes Fressen“ für Elche ist.  Das ist teuer für die Grundeigentümer, die so später weniger Holz verkaufen können.  Eine andere Forstwirtschaft könnte dabei mehrere Probleme lösen, so Thurfjell: „Elche müssen nicht die ganze Zeit Kiefern fressen, es gibt vieles andere, was sie auch mögen, zum Beispiel Weidenbüsche und andere Laubbäume. Mehr Laub in der Landschaft begünstigt auch viele andere Organismen, von denen viele bedroht sind und die in Kiefernplantagen nicht gedeihen.“ Eine größere Diversität einheimischer Baumarten könnte auch gleichzeitig das Risiko für den Grundeigentümer senken, seinen Wald auf andere Weise zu verlieren, beispielsweise durch Sturm oder den Borkenkäfer.

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