Saimaa-Kanal beginnt Saison – ohne Schiffe

Finnland. Heute beginnt die Saison auf dem Saimaa-Kanal – aber sie wird sehr ruhig werden. Der 43 Kilometer lange Kanal verbindet das Saimaa-Seesystem mit der Ostsee und wurde in der Vergangenheit auch lebhaft genutzt. Doch die Hälfte der Strecke führt durch russisches Gebiet. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist kaum noch ein Schiff durch diesen Abschnitt gefahren. Darüber berichtete Yle.

Saimaa-Kanal

Saimaa-Kanal. Foto Petritap/ Wikimedia, CC BY-SA 3.0

Normalerweise beginnt die Saison im Saimaa-Kanal schon Wochen früher. Das Eis muss dann aufgebrochen werden, damit die Frachtschiffe die Wasserstraße passieren können. Für die Industrie in Ostfinnland war der Kanal zwischen Lappeenranta und Wyborg eine wichtige und günstige Verkehrsverbindung, denn die Ware, beispielsweise Holz, musste nicht noch einmal umgeladen werden. Aber auch für den Tourismus spielte er eine Rolle. Die maximale Schiffsgröße für eine Passage durch den Kanal sind 82.5 Meter Länge, 12.60 Meter Breite und 4,35  Meter Tiefgang. Die Durchfahrtshöhe unter Brücken beträgt maximal 24,5 Meter. Es gibt acht Schleusen. Aufgrund des späten Saisonstarts ist nur noch weiches Eis vorhanden, ein Eisbrecher werde nicht benötigt, heißt es bei Yle.

Kanal mit bewegter Geschichte

Der Schifffahrtskanal wurde Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt, zu einer Zeit, als Finnland als ein eigenständiges Großherzogtum zu Russland gehörte. Als Finnland sich 1917 für selbstständig erklärte, verlief die Grenze auch noch weiter östlich, und der Kanal befand sich komplett auf finnischem Gebiet. Er mündet bei Wyborg in die Ostsee. Nach dem Winterkrieg 1939-1940, bei dem die Sowjetunion Finnland angegriffen hatte, musste Finnland Wyborg und weitere Gebiete abtreten, und es gelang auch im Fortsetzungskrieg nicht, diese zurückzuerobern. Damit lag der Kanal Jahrzehnte ungenutzt.

Finnland pachtet 20 Kilometer Kanal von Russland

1963 hatten sich die Beziehungen der beiden Länder so weit entwickelt, dass Finnland die rund 20 Kilometer lange Zone mit Kanal für 50 Jahre von der Sowjetunion pachten und den Kanal wieder nutzen konnte. 2010 wurde mit Russland erneut ein Pachtvertrag über 50 Jahre geschlossen. Seit Kriegsbeginn in der Ukraine fährt allerdings nur noch höchst selten ein Schiff durch den russischen Teil. Abgesehen vom Misstrauen gegenüber Russland spielen auch Versicherungsfragen eine Rolle. In den Medien dokumentiert wurde die Passage der „Waterway“, die unter der Flagge des karibischen Inselstaates St. Vincent und der Grenadinen fährt. Die Lotsenvereinigung hat bereits Leute entlassen und umplatziert. Bisher gab es aber von keiner Seite offizielle Bestrebungen,
den Pachtvertrag vorzeitig zu beenden.

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