Rätsel um Gletscher vor Nuuk: 400 Meter Front weg

Nuuk (Grönland). Mehr Gletschereis als gewöhnlich treibt zurzeit Richtung Nuuk. Wie das grönländische Naturinstitut (Pinngortitaleriffik) berichtet, hat der Meerwassergletscher Narsap Sermia 400 Meter seiner Front verloren – und dieses Eis sei jetzt auf dem Weg zum Meer. Ganz klar ist allerdings nicht, warum dies geschehen ist. Das Institut hofft, dass jemand zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen ist und etwas gesehen hat.

Nuuk Eis

Eis in Nuuk, April. Foto Thomas Christiansen

Narsap Sermia ist ein sogenannter Gezeitengletscher oder Meerwassergletscher. Er endet im Meer und verliert nicht nur Masse durch das Abschmelzen im Sommer, sondern auch dadurch, dass seine Front ins Meer kalbt, wie es viele grönländische Gletscher in unterschiedlicher Geschwindigkeit tun. Narsap Sermia hatte nun einen Schub, wie er bei dieser Art Gletscher vorkommen kann. Eine Vermutung ist, dass der viele Regen Ende September dazu beigetragen hat – unter anderem verursacht von Ex-Hurrikan Fiona, der warme, feuchte Luft nach Südgrönland brachte. Möglich wäre aber auch, dass ein vom Eis eingeschlossener Schmelzwassersee plötzlich durchgebrochen ist, so wie 2009. Damals waren zufällig lokale Rentierjäger vor Ort, machten Bilder und filmten. Satellitenaufnahmen haben dazu bisher keine Erkenntnisse gebracht, da es teilweise bedeckt war. Es ist aber nicht das erste Mal, dass sich Narsap Sermia stark bewegt – 2011 verlor er zwei Kilometer Gletscherfront.

In Zukunft große Eisberge vor Nuuk?

Das grönländische Klimaforschungszentrum untersucht Narsap Sermia als Teil des Nuup-Kangerlua-Fjordsystems. An dessen Mündung liegt Nuuk. Die Eigenschaften eines Meerwassergletschers sind stark vom Untergrund abhängig. In ferner Zukunft könnten an Nuuk große Eisberge vorbeitreiben wie in Ilulissat. Denn es gibt im Verlauf des Gletschers ein Becken von einem Kilometer Tiefe. Dafür müsste die Gletscherfront noch vier Kilometer zurückweichen. Das Naturinstitut will keine Prognose abgeben, wann es soweit sein könnte.

Luftaufnahme von Narsap Sermia von Ende September bei schönem Wetter

Drohnenaufnahmen von Anfang Oktober im Fjord – das viele Eis fällt auf.

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Rezension: Into The Ice – ab 15. September im Kino

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