Große Ehre für ein kleines Land: Gleich zwei Kulturpreise des Nordischen Rates gingen an Künstler von den Färöer. „Seinasta paradís á jørð“, Das letzte Paradies der Erde, ist der erste färöische Film, der nominiert wurde – und gewann den Filmpreis. Der Literaturpreis ging an die Färingerin Vónbjørt Vang für „Svørt orkidé„. Gestern Abend wurden die Preise in Stockholm übergeben.

Die Preisträger 2025 (von links): Vónbjørt Vang (Literatur), Tommy Oksen, Mads Stegger, Sakaris Stórá (Film), Sara Lundberg (Kinderliteratur) und Rune Baastrup (Umwelt). Foto Firat Celik/norden.org
„Seinasta paradís á jørð“ erzählt die Geschichte des jungen Mannes Káris, der auf den Färöer lebt und dessen Mutter gerade gestorben ist. „Er geht weit über die Frage „Bleiben oder Gehen“ hinaus – er befasst sich mit persönlicher Trauer, emotionaler Lähmung und den akuten Herausforderungen einer ökologischen Krise„, schreibt die Jury. Hinter dem Film stehen Regisseur und Drehbuchautor Sakaris Stórá, die Drehbuchautoren Mads Stegger und Tommy Oksen sowie Produzent Jón Hammer. Der Film, eine färöisch-dänische Koproduktion, ist kommende Woche auch auf den Nordischen Filmtagen in Lübeck zu sehen, in der Originalsprache Färöisch mit englischen/deutschen Untertiteln.
Literatur: Vónbjørt Vangs Sprache für das Unaussprechliche
„Svørt orkidé„ (Schwarze Orchidee) von Vónbjørt Vang ist eine Gedichtsammlung, zu der auch von der Autorin angefertigte Collagen gehören. Auch hier geht es um Trauer, allerdings aus der Perspektive einer Mutter, der der heranwachsende Sohn entgleitet. Die Jury schreibt dazu: “ Wann gehört der Sohn sich selbst und nicht länger ihr? Wann gehört sie sich selbst und ist nicht länger nur Mutter? Wann ist man ganz – und kann man es jemals werden?“ Die Autorin versuche, eine Sprache für das Unaussprechliche zu finden. „Svørt orkidé„ ist der dritte Gedichtband der 1974 geborenen Autorin, von der bisher nichts in deutscher Übersetzung veröffentlicht ist. Einen Eindruck verschafft jedoch diese Übersetzung eines Gedichts von Theresa Kohlbeck Jakobsen.
Kinderliteratur: 200 Worte, Wasserfälle und Dschungelkinder von Sara Lundberg
Der Kinder- und Jugendbuchpreis ging an die schwedische Autorin Sara Lundberg für das Bilderbuch „Ingen utom jag“ (Keiner außer mir). Dazu schreibt die Jury: „Knapp 200 Worte bilden den Rahmen, doch darin fließen Farbe und Form: wirbelnde Wasserfälle, tanzende Dschungelkinder und leuchtende Papageien. Inmitten all des Wilden entstehen Momente der Stille, die ausgestreckte Hand eines Kindes und ein Samenkorn, das den Besitzer wechselt, um ebenfalls wachsen zu können.“ Sara Lundberg, Jahrgang 1971, hat in Schweden bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht. Auf Deutsch ist von ihr das Kinderbuch „Der Vogel in mir fliegt, wohin er will“ erschienen.
Musik: Víkingur Ólafssons Engagement für Klassik
Der isländische Pianist Víkingur Ólafsson erhielt den Musikpreis den Nordischen Rates 2025. Er sei einer der renommiertesten aktiven Pianisten, so die Jury, „bekannt für seine innovativen Interpretationen, spannenden Auftritte und die Fähigkeit, klassische Musik einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.“ Der 41-Jährige tourt gerade durch die USA. Im November und Dezember spielt er in mehreren deutschen Städten, außerdem in Prag, Wien, Budapest, Zürich und Genf.
Umwelt: 300 grüne Nachbarschafts-Gemeinschaften zum Einsteigen
Der Umweltpreis des Nordischen Rates geht in diesem Jahr an „Grønne Nabofællesskaber „, die grünen Nachbarschafts-Gemeinschaften aus Dänemark. In Dänemark gibt es bereits 300 solche Gemeinschaften mit insgesamt 30 000 aktiven Teilnehmern, die sich für einen nachhaltigeren Lebensstil einsetzen. „Die Aktivitäten finden wirklich auf der Basisebene statt und es ist leicht, sich zu beteiligen, wie etwa gemeinsame Abendessen, Flohmärkte oder kleine Baumpflanzprojekte zur Schaffung einer grüneren Umgebung„, so die Begründung der Jury.
Die Preisträger im vergangenen Jahr:
Nordischer Rat: Preise für Kultur – und für nachhaltiges Bauen

