Die isländische Architektin Arnhildur Pálmadóttir versucht, die Bauwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Für ihren Ansatz erhielt sie gestern Abend in Reykjavík den Umweltpreis des Nordischen Rates. Die Kulturpreise gingen an Kinderbuchautor Jakob Martin Strid, Komponist Rune Glerup, Schriftsteller Niels Fredrik Dahl und den Film „Sex“ von Regisseur Dag Johan Haugerud.

Arnhildur Pálmadóttir. Foto Árni Beinteinn
Ob Haus oder Stadtteil – Arnhildur Pálmadóttir sucht immer nach Lösungen, die Energie- und Ressourcenverbrauch gering halten und zu einem nachhaltigen Lebensstil beitragen. Dazu gehört die Wiedernutzung von Materialien und geteilte Güter. Immerhin steht die Baubranche für etwa 40 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes. Außerdem testet sie die Möglichkeit, aktive Lavaströme in Formen fließen zu lassen, um sie für Gebäude zu benutzen. Dazu wird sie im kommenden Jahr auf der Biennale Architettura in Venedig ausstellen. Der Fokus des Preises lag in diesem Jahr explizit auf „Bauen“.
Roadtrip im fantastischen Bus

Titelbild von „Den fantastiske bus“ von Jakob Martin Strid
Der dänische Kinderbuchautor Jakob Martin Strid lässt seine tierischen Protagonisten in ”Den fantastiske bus” auf einen Roadtrip gehen, in dem sie sich beweisen müssen. Die Jury würdigte sowohl die Geschichte selbst als auch ihre künstlerische Umsetzung: „Strid hat die Fähigkeit, in seinen Bildern eine Stimmung zu schaffen, sodass man die Wärme der Gemeinschaft im Bus ebenso spürt wie die Kälte der Gesellschaft und den Nieselregen draußen“, heißt es in der Begründung. Auf Deutsch ist bereits Strids Kinderbuch „Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne“ erschienen, und so kann man davon ausgehen, dass auch der „fantastische Bus“ übersetzt werden wird.
Einsamkeit von Generation zu Generation

Titelbild von „Fars Rygg“ von Niels Fredrik Dahl
”Fars rygg”(Vaters Rücken) ist der Titel des Romans von Niels Fredrik Dahl, der nun mit dem Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Der im Titel genannte Vater war Richter und zu Hause ein Despot. Trotzdem versucht der Sohn ihn zu verstehen – im Nachhinein, anhand von Dokumenten. Der Roman zeige, „wie Einsamkeit von Generation zu Generation vererbt wird, und wie schwer, ja beinahe unmöglich es ist, sich darüber klar zu werden, war ein Leben und eine Geschichte in der Tiefe prägt“, so die Jury über das Werk des norwegischen Autors. Auf Deutsch sind bisher von ihm „Auf dem Weg zu einem Freund“ und „Im letzten Sommer“ erschienen, sodass auch die Übersetzung des nun preisgekrönten Romans wahrscheinlich ist. Niels Fredrik Dahl ist verheiratet mit Linn Ullmann.
Licht und Leichtheit auf der Violine
Der Musikpreis geht nach Dänemark – an den klassischen Komponisten Rune Glerup für sein Violinkonzert „Om Lys og Lethed“ (Über Licht und Leichtigkeit“). Er schrieb es für das Symphonieorchester des Dänischen Rundfunks und in enger Zusammenarbeit mit der Violinistin Isabelle Faust – und nach eine Periode der Schreibblockade. “ In „Om Lys og Lethed“ zaubert er eine unverkennbare Verletzlichkeit, in schöner Balance mit seinen objektiveren, skulpturellen und kristallklaren Tonlandschaften“, so die Jury. Man kann es unter anderem auf YouTube anhören.
Sex als Prisma

Jan Gunnar Røise (links) und Thorbjørn Harr im Film „Sex“. Foto Motlys
Der Filmpreis wurde vergeben an den norwegischen Film „Sex“ von Drehbuchautor und Regisseur Dag Johan Haugerud. Gezeigt wurde er bereits auf der Berlinale. Die Hauptfiguren sind zwei Schornsteinfeger, die eigentlich in monogamen, heterosexuellen Ehen leben. „Hier ist Sex ein Prisma. Betrachte die Individuen durch ihre intensiven und unerwarteten sexuellen Erfahrungen und sieh sie wachsen, nach einem Geländer greifen, sich selbst aus den Augen verlieren und entdecken, dass sie etwas anderes sein könnten, etwas mehr, als sie bisher dachten“, schreibt die Jury. Produziert wurde der Film von Yngve Sæther und Hege Hauff Hvattum für die Gesellschaft Motlys.