Neues Buch von Ragnar Axelsson: Ein Gletscher-Portrait

Island. Der isländische Fotograf Ragnar Axelsson wurde mit eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Portraits von Menschen aus dem hohen Norden bekannt. Sein neuestes Buch ist ebenfalls ein Portrait: das eines Gletschers, „Jökull“. Wer gerade auf Island ist, kann sich die Bilder bis zum 30. November in der Galerie Ásmundarsalur nahe der Hallgrímskirkja in Reykjavík ansehen. Einen kleinen Eindruck davon bekommt man auch im Internet.

Jökull Glacier Gletscher

„Jökull“ von Ragnar Axelsson, Cover der isländischen Ausgabe

Ragnar Axelsson, Jahrgang 1958, dürfte der bekannteste Fotograf Islands sein – nicht nur wegen seiner Tätigkeit für die Tageszeitung Morgunblaðið als „RAX“. Seine Fotodokumentationen, meist in Schwarz-Weiß, sind praktisch das Gegenteil der inszenierten Instagram-Shots, die für manche Reisende immer wichtiger zu werden scheinen. Er porträtierte Menschen auf Island, den Färöer und Grönland (Andlit Norðursins: Ísland, Færeyjar, Grænland, deutscher Titel: Die Seele des Nordens. Island, Färöer, Grönland) und begleitete die  Inuit auch bei der traditionellen Jagd, die immer schwieriger wird, weil das Klima sich ändert (Veiðimenn norðursins, deutscher Titel: Die letzten Jäger der Arktis).

Faszination Gletscher

Im Interview mit RÚV berichtet Ragnar Axelsson von seinem ersten Flug über den Gletscher – im Alter von sieben Jahren, in einer Douglas DC3. Später flog er selbst. „Jökull“ (englische Ausgabe unter dem Titel „Glacier“) ist das Portrait isländischer Gletscher von oben und deren Bewegung – irgendwann endet der vor vielleicht 1000 Jahre gefallene und zu Eis gewordene Schnee wieder im Meer und der Kreislauf beginnt von vorn. Die wenigsten Menschen haben jemals die Chance, einen Gletscher aus dieser Perspektive und mit diesen Details zu sehen – zum Beispiel den Einbruch durch einen Schmelzkessel. Andere Bilder ähneln eher abstrakten Bleistiftzeichnungen als Naturfotografie. Nur wenige kleine Menschen bieten sich als Größenvergleich an.

Die Veränderungen im hohen Norden festhalten

Ragnar Axelsson

Ragnar Axelsson alias RAX. Foto Bieniecki Piotr, fototeo.pl, CC BY-SA 4.0

Im Interview mit Morgunblaðið verrät Ragnar Axelsson auch einiges über die Entstehung der Bilder. Keines davon ist mit einer Drohne gemacht – meist seien sie zu zweit im Flugzeug unterwegs gewesen, sodass er in Ruhe sein Motiv komponieren konnte. Und er rät dem Betrachter, die Buchseiten nicht zu schnell umzublättern, um all die versteckten Figuren zu finden.

Islands Gletscher sind vom Klimawandel ebenso bedroht wie die Jagdkultur der Inuit, die „RAX“ porträtiert hat. Die Veränderungen festzuhalten und auf das Thema aufmerksam zu machen, sieht er auch als seine Aufgabe an: “ Wir haben nur ein Zuhause, und das ist die Erde“.  Das nächste Buch ist schon in Arbeit: Darin soll es um grönländische Schlittenhunde gehen.

Jökull/Glacier hat 200 Seiten mit insgesamt 140 Schwarz-Weiß-Aufnahmen und ist direkt bei der Ausstellung in Island oder über FAM-Publishing erhältlich. Preis: 114 Euro.

Mehr zu Islands Gletschern:

Ragnar Axelsson fotografiert mit Canon und Leica. Hier testete er eine Leica-Kamera, gibt jedoch auch einen Einblick in seine Einstellung und seine Arbeit:

Ragnar Axelsson – Around Iceland in 80 hours. A Leica portrait from Leica Camera on Vimeo.

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