Island. Die Gletscher auf Island sind seit der Jahrtausendwende um rund 600 Quadratkilometer geschrumpft. Am schnellsten zieht sich der Breiðamerkurjökull zurück, der die Lagune Jökulsárlón speist. Über den aktuellen Stand informierten nun Islands Universität und das Meteorologische Institut in einem Newsletter.
Der Breiðamerkurjökull ist ein Ausläufer des großen Vatnajökull (Jökull heißt auf Isländisch Gletscher). Ende des 19. Jahrhunderts reichte er schon einmal fast bis an die Küste. Seitdem zieht er sich zurück. In den 1930er Jahren bildete sich in einer Vertiefung, die er zurückgelassen hatte, die Lagune Jökulsárlón – heute um ein Vielfaches größer und ein beliebtes Touristenziel. Der Gletscher kalbt in diesen See, was nach den Wissenschaftlern ungefähr ein Drittel seines Masseverlustes ausmacht. Während der Eisrand sich jährlich um 200 bis 300 Meter nach hinten verschiebt, wachsen Jökulsárlón und die anderen Gletscherseen in der Nachbarschaft und haben heute ein Areal von rund 30 Quadratkilometern. Eine ähnliche Entwicklung hat am Hoffellsjökull begonnen, einem anderen Ausläufer des Vatnajökull weiter östlich (Video mit einem Vergleich 1982/2017 bei Veðurstofa Íslands)
Sichtbare Veränderungen gibt es auch an einem weiteren Ausläufer, dem Skeiðarárjökull: Früher zogen drei Gletscherflüsse durch die Ebene Skeiðarársandur zum Atlantik. Aufgrund des Gletscher-Rückzugs fließen diese seit 2016 in einem gemeinsamen Bett zum Meer.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, dem Maximum seit der Besiedlung der Insel im 9. Jahrhundert, ist die Ausdehnung der Gletscher aufgrund der Klimaerwärmung um insgesamt 2000 Quadratkilometer geschrumpft – davon 600 allein seit dem Jahr 2000. Kleine Gletscher wie der Snæfellsjökull im Westen werde es vermutlich nicht mehr lange geben, heißt es auch auf der Internetseite von Islands Meteorologischem Institut (Veðurstofa).
Neben der Ausdehnung ist auch die Masse ein Kriterium für den Zustand eines Gletschers. Der große Vatnajökull hält sich offenbar noch am besten: Er konnte im vergangenen Jahr seine Masse fast bewahren und verliert langsamer als die anderen. Im besonders schneereichen Winter 2015 konnten Islands Gletscher zum ersten und einzigen Mal seit 1995 sogar wieder zulegen. Insgesamt haben sie seit 1995 jedoch 250 Kubikkilometer Eis verloren, das entspricht sieben Prozent ihres Volumens.
So viel Eis weniger – das hat Folgen. Die Erdkruste hebt sich, und zwar schneller als früher. Bei Höfn sind es inzwischen etwa 1,2 Zentimeter pro Jahr, am westlichen Rand des Vatnajökull sogar 4 Zentimeter.
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