Menschenhandel? Ermittlungen gegen Beerenunternehmen

Finnland/Schweden. Ein finnisches Beerenunternehmen steht im Verdacht, seine thailändischen Pflücker in einer Form ausgenutzt zu haben, die den Kriterien des Menschenhandels entspricht. Zwei Personen wurden im Zuge der Ermittlungen in Finnland festgenommen. Darüber berichteten Hufvudstadbladet, Yle und SVT.

Blaubeeren 2022

Wer holt die Blaubeeren aus dem Wald?

Mehrere Tausend Pflücker kommen jedes Jahr aus Thailand nach Finnland und Schweden, um mit Beerensammeln im Wald Geld zu verdienen. Darauf sind die großen Händler angewiesen. Denn Finnen und Schweden sammeln zwar auch Beeren – aber die verarbeiten sie selbst oder verkaufen sie privat vor Ort zu einem besseren Preis. Es gab immer wieder Fälle, wo bekannt wurde, wie übel Unternehmen ihre Pflücker behandelten und ausnutzen. Sowohl in Schweden als auch in Finnland wurden deshalb in den vergangenen Jahren immer wieder Gesetze verschärft, um den Pflückern ein gewisses Maß an Sicherheit zu bieten. In Finnland wird gerade das neue Gesetz evaluiert, das vor einem Jahr in Kraft trat.

Zwei Personen festgenommen

Im jüngsten Fall wird nun einem bekannten Unternehmen vorgeworfen, “ dass die Pflücker in einer Weise von ihrem Arbeitgeber abhängig waren, der Kennzeichen von Menschenhandel ist. Außerdem war die Unterkunft schlecht, die für die Pflücker bereitgestellt wurde“, so die finnische Polizei in der Pressemitteilung. Nach einem Beschluss des Amtsgerichts Oulu wurden zwei Personen im Zuge der Ermittlungen verhaftet, darunter der Geschäftsführer des Unternehmens. Die Vorwürfe beziehen sich auf den Zeitraum 2020-2022. Die thailändischen Beerenpflücker seien irregeleitet und ausgenutzt worden und hätten auch zwangsarbeitsähnliche Arbeiten verrichten müssen. Nach Einschätzung der Behörden könnten Dutzende davon betroffen gewesen sein. Einige wüssten davon möglicherweise gar nichts oder sähen sich selbst nicht als Opfer für Menschenhandel, so der Ermittlungsleiter.

Das Unternehmen ist auch in Schweden tätig. Die schwedische Ausländerbehörde hat inzwischen Anzeige gegen das Unternehmen erstattet. Das Unternehmen selbst weist alle Anschuldigungen zurück. 

Das Risiko der Pflücker

Wer zum Beerenpflücken aus Thailand in den Norden kommen will, braucht eine Arbeitsgenehmigung und ein Visum, Flugtickets, eine Unterkunft sowie ein Verkehrsmittel, um in den Wald zu kommen und samt Beeren wieder zurück. Eine Artikelserie von Dagens Arena beschreibt das komplizierte Geflecht von thailändischen Unternehmen, die Leute anwerben, den Firmen, die die Beeren haben wollen, und die Risiken, die beide Seiten eingehen. Die Pflücker gehen das Risiko ein, nicht den versprochenen Lohn zu bekommen, schlecht untergebracht zu sein und möglicherweise auch noch abhängig zu sein von nicht wirklich verkehrstüchtigen Fahrzeugen. Damit es ein Gewinn für alle Seiten wird, muss auch die Natur mitspielen: Gibt es zu wenig Beeren, kommt niemand auf seine Kosten.

Früherer Artikel zum Thema:

Geschenk der Natur: Die Saison der wilden Beeren hat begonnen

Dieser Beitrag wurde unter Finnland, Gesellschaft, Schweden, Wirtschaft veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert