Rondane (Norwegen). Die meisten Rentiere in Festland-Nordeuropa sind die halbzahmen Rentiere der Samen. Richtig wilde Rentiere gibt es aber noch in der Gebirgswelt Südnorwegens, zum Beispiel in Rondane. Der norwegische Tourismusverein (DNT) will nun die Öffnungszeiten von drei Hütten beschränken, damit die Tiere mehr Ruhe haben und ihr Bestand gesichert ist. Der Vorschlag wird nun mit der Verwaltung des Nationalparks Rondane und den übrigen Behörden diskutiert.
Im Frühjahr ist eine neue Untersuchung des norwegischen Naturinstituts (NINA) veröffentlicht worden. Danach sind die Bedingungen in sechs von zehn norwegischen Wildrentier-Gebieten nicht zufriedenstellend. Dazu gehört auch Rondane, wo die Zugwege der Tiere zu viel von menschengemachten äußeren Einflüssen, darunter auch der Tourismus, gestört werden. 2021 kam das wilde Rentier in Norwegen als potenziell gefährdete Art erstmals auf die norwegische Rote Liste. Insgesamt gibt es laut WWF etwa 20 000 Wildrentiere in Festland-Norwegen. Auf Spitzbergen gibt es ebenfalls wilde Rentiere.
Der DNT hat bereits mehrere Maßnahmen ergriffen, um den Wander- und Skitourismus so zu lenken, dass die Auswirkungen auf die Wildrentiere sinken. Hütten in den Gebieten sind während der Kalbungszeit geschlossen, Es wurden auch schon zwei Hütten komplett aufgegeben ( Gråhøgdbu und Breitjønnbu im Ringebufjell) und dafür Ersatz an weniger kritischer Stelle geschaffen. Wanderwege wurden verlegt.
Eingeschränkte Öffnungszeiten für Grimsdalshytta, Rondvassbu und Bjørnhollia?
So sieht der Vorschlag für Rondane aus: Die Hütten Grimsdalshytta, Rondvassbu und Bjørnhollia, heute außer zur Kalbungszeit rund um das Jahr zugänglich, sollen in den Öffnungszeiten beschränkt werden. Zukünftig sollen sie nur noch einige Wochen zu Ostern sowie in der Sommersaison zugänglich sein. Von Ende September bis Ostern sowie zur Kalbungszeit im Mai wären sie geschlossen. Im Gegenzug würde DNT gerne eine neue Hütte in Mysuseter für den Winterverkehr einrichten. Diese befindet sich am Rand dieses Gebietes.
Sicherheitsproblem für Bergwanderer?
Ein NINA-Forscher bewertete den Vorschlag gegenüber NRK positiv. Die Bürgermeisterin der Kommune Sel, zuständig für dieses Gebiet, fürchtet dagegen für die Sicherheit der Bergtouristen, wenn sie nicht mehr Zuflucht in den Hütten nehmen können. Sie wünscht sich zumindest eine Notunterkunft.
Bessert sich die Situation nicht, wird laut NRK auch die komplette Schließung von Hütten und Wegen diskutiert. Das wünsche sich aber niemand.
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