Kiruna (Schweden). Geschäfte und Einrichtungen haben vergangene Woche im neuen Zentrum von Kiruna eröffnet. Damit hat die Stadtumwandlung einen neuen Meilenstein erreicht. Am anderen Ende der Stadt werden diese Woche fünf Häuser umgezogen, die erhalten werden sollen. Die meisten, die in der kritischen Zone stehen, werden allerdings abgerissen. Eindrücke von vor Ort (aktualisiert 9.30 Uhr).
Die Bewohner von Kiruna haben ihr neues Zentrum bereits angenommen. Die Bibliothek ist besucht von Menschen jeden Alters, vor allem von Kindern, Familien bummeln gemeinsam durch die neue Shopping Mall, die sich durch das Erdgeschoss von drei Zentrumsblöcken zieht. Dort finden sie komprimiert wieder, was sich früher über eine größere Fläche verteilte, von der Buchhandlung bis zur „Vildmarksbutik“. Die „Geschäftsstraßen“mögen deshalb noch etwas unfertig und leer aussehen – innen ist alles herausgeputzt. Eine neue Buslinie verbindet das alte und das neue Zentrum. „Fertig“ ist der neue Stadtkern aber noch lange nicht – hinter den fertigen Häusern am Rathaus erstrecken sich großräumig Baustellen.
Fünf Häuser ziehen diese Woche um
Kirunas Zentrum muss umziehen, weil der Boden darunter nach 120 Jahren Erzabbau nicht mehr sicher ist. Häuser, die bald von der Einsturzzone erreicht werden, werden abgerissen. Einige wenige dürfen umziehen, zum Beispiel fünf der sogenannten „SJ-Häuser“. Heute ist das dritte dran. Diese wurden 1910 und 1915 als Unterkunft für die Bahnarbeiter erbaut. Sie sollen aufgrund ihres historischen Wertes erhalten werden, da es an ihnen noch viele originale Details im nationalromantischen Stil gibt. Die Häuser finden ihr neues Fundament neben den Lokstallarna, dem Bahndepot, und bleiben so ihrer Geschichte treu. Den Transport besorgt die niederländische Firma Mammoet mit einem Spezialfahrzeug, das von außen ferngesteuert wird – von einem Mann, der hinter dem Transport hergeht und ein mittelgroßes Kästchen um den Hals trägt. Da das Haus keine normalen Straßenmaße hat, mussten vorher entlang des Weges Straßenlaternen, Schilder und Bahnsignale abgebaut werden. Millimeterarbeit ist schließlich das „Einparken“ des Hauses auf seinem neuen Fundament. Doch nicht einmal der Zaun geht kaputt.
Auch einige Einwohner verfolgen das Spektakel: „Ein gutes Gefühl, dass etwas erhalten bleibt“, sagen sie. Und auch das neue Zentrum gefällt ihnen gut. „Nur etwas weiter weg“ bedauern sie. Damit hält es aber hoffentlich den nächsten Jahrzehnten Erzabbau stand.
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Heute wird Kirunas neues Zentrum eingeweiht
Video vom Hausumzug am 7. September 2022: