Lawine in Lyngen: Drei Touristen mitgerissen, eine Person noch vermisst

Lyngen (Norwegen). Drei Touristen aus Slowenien waren gestern am späten Nachmittag zu Fuß nahe Lyngspollen in Lyngen unterwegs gewesen, als über ihnen eine Lawine abging. Die Schneeflut ergoss sich über die Straße und bis ins Meer. Ein Mann wurde ins Wasser mitgerissen, konnte sich aber retten und einen Notruf absetzen. Ein weiterer konnte sich spätabends per Handy aus einer Lufttasche melden und wurde wenig später ausgegraben. Von der dritten Person, einer Frau, gibt es noch keine Spur. Darüber berichtete NRKUpdate 21 Uhr: Die Suche wird vorerst eingestellt. Die Polizei geht davon aus, dass die vermisste Person nicht mehr am Leben ist.

Karte Nordnorwegen

In Troms und großen Teilen Nordlands herrschte gestern „große Lawinengefahr“. Quelle varsom.no

In Nord-Troms und weiter südlich herrschte gestern „große Lawinengefahr“, die zweithöchste Alarmstufe. Es hatte einen Wetterumschwung und viel Neuschnee gegeben.  Mehrere Lawinen gingen ab. Pässe waren/sind gesperrt, darunter die E10 über Björnfjell nach Schweden. 45 Haushalte in Troms wurden aufgrund der Lawinengefahr evakuiert. Wie NRK außerdem berichtet, sind die 40-50 Einwohner von Ibestad isoliert, weil der Weg dorthin durch Lawinen versperrt ist. Wetterbedingt gab es auch viele Unfälle, Buss und Fähren wurden eingestellt.

In der Nacht zu heute ist außerdem ein Polares Tiefdruckgebiet mit Wind und noch mehr Schnee durch Troms und die West-Finnmark gezogen, was die Situation weiträumig erschwert.

Verschüttete Person meldet sich aus Luftttasche per Handy

Die Gruppe wurde  laut Polizei um 17.13 Uhr am Dienstagnachmittag von der Lawine erfasst. Nach den beiden zunächst Verschütteten wurde am Ufer, aus der Luft und auch zu Wasser gesucht. Dass die Lawinengefahr weiter hoch war, beschränkte allerdings die Möglichkeiten, direkt ins Gebiet zu gehen. Einer der vermissten Personen gelang es gegen 22.20 Uhr, sich selbst per Handy zu melden. Der 39-jährige Mann lag in einer Lufttasche, aber eingeklemmt von Schnee. Sie konnte um 0.31 Uhr geortet werden, wurde aus 1,5 Metern Tiefe ausgegraben und mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus nach Tromsø gebracht. Über seine Rettung nach sieben Stunden unter Schnee berichtete NRK. Er trug mehrere gebrochene Rippen davon. Inzwischen ist auch bekannt, dass es ein Lawinenhund war, der seine genaue Position fand und damit sein Leben rettete.

Suche nach der dritten Person bisher erfolglos

Die fortgesetzte Lawinengefahr erschwerte die Suche nach der dritten Person, einer Frau in Fünfzigern. Die Suche mit Hubschraubern, Drohnen, am Ufer und von See aus blieb erfolglos. Um 19.30 Uhr gab die Polizei bekannt, dass man nun nicht mehr damit rechnet, dass die Person noch am Leben ist. Die Suche wurde vorerst eingestellt und soll wieder aufgenommen werden, sobald die Wetterverhältnisse sich bessern. 

Die Dreiergruppe war laut NRK Teil einer siebenköpfigen Gruppe, aber nur diese drei waren wandern gegangen.

Die Naturgefahren-Warnseite varsom.no verzeichnet für diese Wintersaison bereits drei Tote und acht Verletzte durch Lawinen in Norwegen (ohne den aktuellen Fall). Insgesamt wurden 32 Personen von einer Lawine erfasst.

Text am 21. und 23. 3. ergänzt mit einigen Infos zu den betroffenen Personen und zur Rettung.

Nützliche Internetseiten für Norwegen:

  • varsom.no (zu Lawinen-, Hochwasser- und Erdrutschgefahr)
  • yr.no (Wettervorhersage inklusive Warnungen)
  • vegvesen.no (Karte mit Straßensperrungen etc.)

 
Ausläufer des Unwetters bekamen auch die Teilnehmer des Hunderennens Finnmarksløpet zu spüren. Ein großer Teil der 600-Kilometer-Klasse war gestern Abend noch nicht im Ziel. Die 1100-Kilometer-Klasse ist ebenfalls noch unterwegs.

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