Kon-Tiki-Museum gibt menschliche Knochen an Osterinseln zurück

Oslo (Norwegen). Als der norwegischen Forschungsreisende und Abenteurer Thor Heyerdahl in den 1950er Jahren die Osterinseln besuchte, nahm er von dort auch menschliche Knochen zu Forschungszwecken mit nach Norwegen – mit Erlaubnis und explizit als Leihgabe. Das Kon-Tiki-Museum gab diese nun zurück an eine Delegation von den Osterinseln. Darüber berichtete NRK.

Thor Heyerdahl war von den Osterinseln fasziniert. Hier Rano Raraku, Rapa Nui/Osterinseln. Foto Javier Ramos Pinochet/ Wikimedia, CC BY-SA 3.0

Thor Heyerdahl (1914-2002) war schon als Kind von den Osterinseln fasziniert gewesen. Eine Expedition führte ihn 1955 endlich persönlich dorthin. Er brachte von dort rund 5600 Objekte mit, darunter menschliche Knochen und archäologische Gegenstände. Ein Teil davon wurde im Kon-Tiki-Museum in Oslo aufbewahrt und gezeigt. Einige Dinge waren schon 1986 und 2006 den Osterinseln (Rapa Nui) zurückgegeben worden.

Um weitere Gegenstände und vor allem die menschlichen Überreste zu repatriieren, gab es bereits seit 2019 ein Memorandum of Understanding, heißt es in der Pressemitteilung des Museums. Corona verzögerte die Umsetzung. Doch nun war eine Delegation von den politisch zu Chile gehörenden Osterinseln zu Gast in Oslo. Neun Kisten mit Schädeln und zwei Kisten mit Knochen wurden bei einer Zeremonie im Kon-Tiki-Museum feierlich an die Delegation übergeben. Die Delegation war auch zu Gast im Schloss bei König Harald und Königin Sonja.

Ein Versprechen von vor mehr als 50 Jahren

„Das sind Versprechen, die vor mehr als 50 Jahren gemacht wurden. Es ist viel Zeit vergangen, aber wir sehen das Positive. Jatzt hat Norwegen das Versprechen gehalten“, so zitiert NRK Tarita Rapu Alarcón, eine Vertreterin der Osterinsel-Delegation. Die Verstorbenen seien ein Teil des Lebens auf den Osterinseln, deshalb sei es wichtig, die sterblichen Überreste zurückzubekommen.

Leiterein des Kon-Tiki-Museums ist heute Liv Heyerdahl, die Enkelin des Forschungsreisenden. Sie sagte gegenüber NRK, es sei nicht falsch gewesen, dass ihr Großvater die sterblichen Überreste mitgenommen habe, dies sei mit Erlaubnis geschehen und unter der Voraussetzung, dass sie zurückkommen. Und das täten sie nun. Sie geht davon aus, dass Thor Heyerdahl mit der Repatriierung sehr zufrieden wäre.

Noch viele Gegenstände aus Rapa Nui in Norwegen

Die Delegation von den Osterinseln bekam auch die anderen Gegenstände zu sehen, die Thor Heyerdahl mitgebracht hatte – teils als Leihgabe, teils als Geschenk oder käuflich erworben. Das Museum kündigte die Rückgabe von Gegenständen an, damit diese vor Ort in Rapa Nui gezeigt und den Menschen und den Forschern dort zugänglich gemacht werden können. Die Menschen in Rapa Nui sollten juristische Eigentümer ihrer Kulturgüter sein.

Damit auch in Norwegen weiter Objekte gezeigt werden können, soll es moderne Lösungen geben – Kopien, digitale Modelle oder Leihgaben.

Eine andere Repatriierung:

Samische Trommel aus Deutschland zurück nach Sápmi

Dieser Beitrag wurde unter Geschichte, Gesellschaft, Norwegen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert