Kiruna (Schweden). Die medienwirksam verkündete Nachricht von LKAB aus Kiruna erregte zumindest europaweit große Aufmerksamkeit: Riesiger Fund von Seltene-Erden-Oxiden in Nordschweden! Der Charme an diesem Fund: Er kann gleichzeitig mit dem Erz abgebaut werden. Und für die Verarbeitung hat LKAB längst die Weichen gestellt: Seit kurzem ist der staatliche schwedische Bergbaukonzern Hauptaktionär des norwegischen Veredlers REETec. Update mit Stellungnahme des betroffenen Sameby.
Für die EU-Kommission begann die schwedische Ratspräsidentschaft und die Tagung in Kiruna so mit einer guten Nachricht. Denn bisher muss dieses Material aus China oder Russland importiert werden – wo auch noch größere Vorräte liegen. Doch es wäre ein Schritt zur Rohstoff-Unabhängigkeit in einem wichtigen Sektor. Seltene Erden werden für viele moderne Technologieprodukte benötigt, zum Beispiel Batterien für Elektroautos.
Wie kam es zu diesem Fund? In Kiruna wird seit mehr als 120 Jahren Erz abgebaut, aus einem einzigen, riesigen Vorkommen, das unendlich schien. 2018 meldete LKAB erstmals, dass die Zukunft nach 2035 unsicher sei. Daraufhin wurden umfangreich bekannte sonstige Vorkommen genauer überprüft, nicht nur in Kiruna, sondern auch an den anderen Standorten von LKAB in Svappavaara und Malmberget. Die gute Nachricht folgte: Es gebe noch genug Erz – unter anderem ließe sich noch das Per-Geijer-Vorkommen bei Kiruna ausbeuten.
Das Per-Geijer-Vorkommen
Auf der Karte sieht es aus, als liege das Vorkommen nördlich der heutigen Stadt. Doch vor allem liegt es unten. LKAB hat einen mehrere Kilometer langen Grubengang von der heutigen Grube in diese Richtung getrieben, 700 Meter unter der Erde, um das Vorkommen besser zu erkunden. Es zeigte sich: Das Erz in dem Per-Gejer-Vorkommen hat einen höheren Phosphorgehalt. Dieser Phosphor ließe sich gewinnen und zu Düngemittel verarbeiten. Außerdem ließe sich der darin vorhandene Anteil Seltener-Erden-Metalle absondern.
Erz, Phosphor, Seltene Erden
Der Vorteil: Diese Rohstoffe werden als Beiprodukt der Erzes ohnehin abgebaut – es ist keine zusätzliche Naturzerstörung notwendig. Schon länger arbeitet LKAB daran, seinen Grubenabfall besser auszunutzen. Für den ersten Verarbeitungsschritt ist eine Anlage im Hafen von Luleå in Planung, wo der Phosphor sowie Fluor abgeschieden werden sollen. Die letzte Separierung der Seltene-Erden-Bestandteile (Neodymium und Praseodymium) soll im norwegischen Porsgrunn bei REETec geschehen, die dafür ein neues, umweltfreundliches Verfahren entwickelt haben. Deshalb ist LKAB dort im November 2022 als neuer Haupteigner eingestiegen. Von Luleå aus soll das Material mit der Bahn nach Porsgrunn gehen.
Dass der Anteil des Seltene-Erden-Oxids nun größer ist als erwartet – eine Million Tonnen abbaubares Material – , erhöht die Wirtschaftlichkeit des Abbaus. Gegenüber SVT sagte LKAB-Geschäftsführer Jan Moberg, nun werde geprüft, wie am besten abgebaut wird – und ob es dabei bleibt, dass die Seltenen Erden ein Beiprodukt sind oder doch ein zweites Hauptprodukt von LKAB werden.
Update 13.30 Uhr: Nicht glücklich über die angekündigte Ausbeutung des Per-Geijer-Vorkommens ist die Rentierhalterkooperative Gabna Sameby. „Die Konsequenz ist, dass Gabna Sameby in zwei Teile geteilt wird“, so eine Vertreterin des Sameby gegenüber SVT. Dies hätten sie schon bei der ersten Erwähnung der Pläne zu Per Geijer deutlich gemacht.
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