Island. Im Herbst 2021 sorgte ein Video von zwei Tierschutzorganisationen weltweit für Aufsehen: Es zeigte, wie Stuten auf Island auf brutale Weise Blut abgenommen wurde. Die Vorschriften für das Blutstutengeschäft wurden seitdem verschärft. Die polizeilichen Ermittlungen gegen einzelne Halter sind allerdings inzwischen eingestellt worden – mangels verwertbarer Beweise. Darüber berichteten mbl.is und Iceland Review.
Der Tierschutzbund Zürich und die Animal Welfare Foundation hatten ihre Dokumentation der isländischen Blutstutenpraxis größtenteils mit versteckter Kamera gedreht. In dem veröffentlichten Video sind brutale Szenen zu sehen – beispielsweise, wie die Stuten fixiert werden, um die Kanüle anbringen zu können, aber auch, wie sie geschlagen werden. Neben den Regeländerungen, die für die gesamte Branche gelten, hatte die Veterinäraufsichtsbehörde MAST deshalb auch versucht, gegen einzelne Akteure wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz vorzugehen. Um die Situation vollständig beurteilen zu können, hatte die Behörde bei den Tierschutzorganisationen mehr Informationen und das ungeschnittene Material angefordert. Im Januar 2022 meldete MAST, dass man zwar Aufnahmedaten erhalten habe, aber nicht das ungeschnittene Material. Da man die Situation so nicht vollständig habe beurteilen können, wurde der Fall an die Polizei weitergegeben. Es war MAST nach eigenen Angaben allerdings gelungen, Personen und Orte zu identifizieren.
Keine individuellen Folgen für Verstöße gegen Tierschutzgesetz
Die Polizei versuchte noch ein Jahr lang, an das ungeschnittene Filmmaterial zu kommen, das die Organisationen jedoch nicht herausgaben. Laut dem Polizeichef von Südisland hätten die Organisationen sich „hinter deutschem Recht versteckt“. Im Januar 2023 wurden die Ermittlungen eingestellt. Damit gab es zwar eine allgemeine Verschärfung der Vorschriften, aber keine individuellen rechtlichen Schritte gegen einzelne Akteure. Der Blutkäufer, das isländische Biotech-Unternehmen Ísteka, hatte damals allerdings angegeben, zwei Höfen gekündigt zu haben.
Stutenblut für die konventionelle Schweinezucht
Das Blut von tragenden und säugenden Stuten ist begehrt, weil es das Hormon PMSG enthält, das in der konventionelle Schweinezucht eingesetzt wird. Damit kann bei Sauen der Fruchtbarkeitszyklus reguliert werden. Ísteka isoliert dieses Hormon aus dem Stutenblut. Der Stutenbesitzer erhält dafür Geld.
Island ist eins von wenigen Ländern, das diese Praxis überhaupt gestattet. Laut Bændablaðið gibt es allerdings verschiedene Deutungen darüber, ob dies im EFTA-Raum so überhaupt erlaubt ist. Nein, meint die EFTA -Aufsichtsbehörde ESA, für die Blutstuten unter „Versuchstiere“ fallen. Auf Island war man bisher der Meinung, es handele sich um ein legales landwirtschaftliches Produkt. Im Sommer 2022 wurde bei 4.141 Stuten Blut abgenommen.
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