Island. Vor einem Jahr wurde das Video bekannt, mit dem zwei Tierschutzorganisationen die Blutstutenpraxis auf Island dokumentierten. Die teilweise sehr brutalen Szenen darin weckten breite Empörung. Ein Jahr später ist die Praxis zwar immer noch zugelassen, allerdings inzwischen mit schärferen Auflagen. Es beteiligen sich auch weniger Höfe als zuvor. Das zeigte der neueste Jahresbericht des Biotech-Unternehmens Ísteka, den Vísir schon einsehen konnte. Auch Iceland Review berichtete darüber.
Diese Zahlen stehen laut Vísir im Jahresbericht: Bei 4.141 Stuten wurde im Sommer 2022 Blut abgenommen, um das PMSG-Hormon zu gewinnen. Insgesamt gab es 24 000 Blutabnahmen auf 90 Höfen. Im Jahr zuvor hatten sich noch 120 Höfe beteiligt. Es wurde deshalb auch ein Viertel weniger Stutenblut auf diese Weise gewonnen. Bei 51 Prozent der Stuten wurde sieben oder acht Mal Blut abgenommen, bei den anderen weniger.
Ísteka besteht inzwischen unter anderem darauf, dass bei der Aktion keine Hunde anwesend sind, da deren Bewegung und Gebell sich auf die Stuten negativ auswirken könnte. Genau dies passierte auch in einem Fall, die meisten hielten sich aber an das Hundeverbot.
Erstmals wurden nun alle Vorkommnisse im Zusammenhang mit dem Blutabnehmen dokumentiert. Es soll zu 391 Auffälligkeiten gekommen sein, meist Angst und Stress bei den Stuten. Es wird aber auch von Fällen von „Gewaltanwendung“ berichtet. Sieben Stuten starben in Zusammenhang mit der Blutabnahme.
Hormon PMSG: Einsatz in der Schweinezucht
Das Hormon PMSG wird nur von trächtigen Stuten produziert sowie von solchen, die ihre Fohlen noch säugen. Das gewonnene Hormon wird in der industriellen konventionellen Schweinezucht verwendet, um die Brunst der Sauen zu synchronisieren. In der biologischen Landwirtschaft ist es nicht erlaubt.
Es sind jeweils nur wenige Monate, in denen eine Stute ihrem Besitzer auf diese Weise „nützlich“ ist. Eine Blutstute muss deshalb immer wieder Fohlen bekommen. Diese Fohlen werden teilweise verkauft, teilweise geschlachtet.
Mehr Kontrolle und Dokumentation
Die neuen gesetzlichen Regelungen sehen verschärfte Auflagen für die Pferdehalter und für das Unternehmen vor. Sowohl der Tierarzt von Ísteka, Personal der Aufsichtsbehörde MAST als auch Vertreter der Hormon-Käufer sollen diese kontrolliert haben.
Es waren die deutsche Animal Welfare Foundation (AWF) und der Tierschutzbund Zürich, die mit ihrem Video den Stein ins Rollen gebracht hatten. Laut dem Bericht sollen erneut Leute von AWF auf der Insel gewesen sein, zusammen mit einem deutschen Fernsehteam. Möglicherweise hört man also bald mehr darüber.
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