Havariekommission zu Viking Sky: Folgenreiches Motoröl-Problem

Norwegen. Vor ziemlich genau fünf Jahren geriet das Kreuzfahrtschiff Viking Sky vor der norwegischen Küste in Seenot. Sämtliche Motoren waren ausgefallen, das Schiff trieb im Sturm in der Hustadvika auf der Höhe von Molde auf Land zu. Mehr als 1300 Personen waren an Bord. In letzter Minute gelang es doch noch, einen Motor wieder zu starten und das Unglück abzuwenden. Die norwegische Havariekommission hat nun seine Untersuchung dazu veröffentlicht und eine Reihe von Kritikpunkten.

Kreuzfahrtschiff Viking Sky

Viking Sky nah an Land. Screenshot aus dem Video der Havariekommission, Aufnahme Eva Finse

Das auslösende Moment für den Maschinenausfall war schon bald klar: Zu wenig Motoröl im Tank – beziehungsweise zu wenig für den Seegang. Der Seegang ließ das verbliebene Motoröl auf eine Seite laufen, der Motor saugte Luft ein, was zur automatischen Abschaltung und zum Blackout an Bord führte. Es dauerte 39 Minuten, bis die Crew die Ursache fand und den ersten Motor wieder in Gang setzen konnte. 

Ursache: Zu wenig Motoröl

Die Havariekommission hatte mehrere Punkte zu bemängeln – die Konstruktion des Tanks selbst, was in Richtung der Werft Fincantieri geht, aber auch, dass die Mannschaft nicht rechtzeitig Öl nachfüllte, nicht einmal, als das System Ölmangel meldete. Die Reederei habe keine Richtlinien zur richtigen Schmierung gehabt, so Havarieinspektor Håvard Bentsen. Und einen kompletten Blackout ohne jede Maschine hatte man offensichtlich auch nie trainiert. 

Hätte nicht aus Tromsø auslaufen sollen

Nach Ansicht der Havariekommission hätte die Viking Sky außerdem gar nicht erst aus Tromsø in Richtung Hustadvika auslaufen dürfen. Denn der Sturm war angesagt und einer der vier Motoren war gar nicht in Betrieb. Damit seien alle an Bord einem inakzeptablen Risiko ausgesetzt worden.

Seefahrtsbehörde teilt Kritik nur halb

Die norwegische Seefahrtsbehörde teilt die Kritik der Havariekommission nur bedingt, wie Direktor Knut Arild Hareide in einer Pressemitteilung erklärte.  Nach Auffassung der Seefahrtsbehörde sei der Tank innerhalb der Richtlinien, (…) sonst hätte man das Schiff schon an die Kette gelegt. Die Behörde sieht den Hauptfehler darin, dass kein Öl nachgefüllt worden war.

Glimpfliches Ende, das Diskussionen hervorrief

Fast 500 Leute waren per Hubschrauber von Bord geholt worden, bevor die Viking Sky wieder manövrierfähig war. Fakt ist jedoch, dass das Schiff kurz vor der Strandung gewesen war, mit immer noch gut 800 Menschen an Bord. Die Beinahe-Strandung hatte damals eine Diskussion um die Sicherheit von Kreuzfahrtschiffen ausgelöst – denn nicht überall sind die Bedingungen für eine Evakuierung von Bord so vergleichsweise gut wie vor Molde. Dass gleichzeitig auch noch ein Frachtschiff die Ressourcen benötigte, war nur typisch: Ein Sturm trifft ja nie nur ein Schiff.

Auf der Webseite der Havariekommission ist eine Zusammenfassung des Berichts (auf Norwegisch) im Video zu sehen, inklusive einiger recht dramatischer Bilder von außen und von Bord der Viking Sky.

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